Selbst mit Bierideen können Mediziner Studien publizieren

In diesem Fall haben Mediziner zum Vergnügen geforscht. Das wenig überraschende Resultat von Trinkgelagen im Namen der Wissenschaft lautete: Alkohol macht betrunken.

, 13. Februar 2019 um 13:29
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«Ein Kater nach zu viel Alkoholkonsum stellt ein erhebliches, jedoch wenig bekanntes globales Risiko und eine grosse sozioökonomische Belastung dar»: Aufgrund dieser hochgestochen formulierten aber reichlich banalen These kamen vier junge deutsche Mediziner auf die Idee, eine wissenschaftliche Studie zu machen.

Besser Wein nach Bier oder Bier nach Wein?

Sie wollten den alten Volksweisheiten auf den Grund gehen, wonach es entscheidend für die nachfolgenden Kater-Beschwerden sein soll, in welcher Reihenfolge Bier und Wein getrunken werden. Es gibt verschiedene Regeln, die kursieren und je nach Bedarf oft auch umgekehrt werden. Zum Beispiel: «Bier nach Wein, das lasse sein; Wein nach Bier, das rat ich dir.»
Nach zwei Testreihen, die nichts anderes als üppige Trinkgelage mit 90 Männern und Frauen im Alter zwischen 19 und 40 Jahren waren, kamen die vier Jung-Wissenschaftler zur kaum überraschenden Erkenntnis: Weder die Art noch die Reihenfolge der konsumierten alkoholischen Getränke beeinflussten die Katerintensität signifikant.

Keine Überraschung: Je betrunkener umso grösser der Kater

Hingegen stellten sie – auch das kaum eine Überraschung, jedoch nun wissenschaftlich untermauert – fest: Subjektive Anzeichen einer Alkoholvergiftung wie Trunkenheit und Erbrechen seien die zuverlässigsten Anzeichen dafür, wie stark der Kater am nächsten Morgen ausfalle.
Für diese Erkenntnisse unterzogen die Forscher die Probanden einem dermassen vergnüglichen Test, dass sie gar nicht alle Teilnahmewilligen berücksichtigen konnten. Die Probanden durften in festgelegter Reihenfolge Bier und Wein trinken, bis sie einen Alkoholpegel von 1,1 Promille hatten. Um auf diesen Wert zu kommen, benötigten die Probanden durchschnittlich etwa 1,3 Liter Bier und 0,7 Liter Wein.
In einem Befindlichkeitstest am nächsten Morgen mussten alle mitteilen, wie müde sie sind, ob ihnen schwindlig ist, ob sie Übelkeit oder Herzrasen verspüren. Zusätzlich werteten die die Forscher ihre Blut- und Urinproben aus. Das Ergebnis: Egal, ob sie sich mit Reben- oder Gerstensaft und egal in welcher Reihenfolge sie sich betranken: Am nächsten Tag ging es allen ungefähr gleich schlecht.

Biermarke sponserte die Studie

Die Studie dürfte den Erkenntnisstand der Medizin kaum erhöht haben, glücklicherweise gilt aber wohl dasselbe für die Bildungsausgaben des deutschen Staates. Denn die Forscher wiesen darauf hin, dass die Brauerei Carlsberg das Bier gesponsert habe.
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