Zwischen Farben und Juckreiz besteht eine Systematik. Dies haben Dermatologen am Universitätsspital Basel (USB) in einer Analyse herausgefunden,
wie das Spital in einer Mitteilung schreibt. So verstärke der Anblick von Rot den Juckreiz bei Patienten, der Anblick von Blau und Grün vermöge diesen zu lindern.
Die Ärzte um Simon Müller und Alexander Navarini befragten in der Studie über 70 Patienten, ob sie ihrem Leiden eine Farbe zuordnen können: Knapp 95 Prozent sagten, ihr Juckreiz sei «rot». Auf die Frage, welche Farbe eine Erleichterung bringen könnte, entschieden sich 80 Prozent entweder für Blau oder Grün. Die Patienten litten an unterschiedlich starkem, chronischem Juckreiz.
Auch die Sättigung spielt eine Rolle
Zur Farbexposition betrachteten die Probanden auf einem Bildschirm in einem abgedunkelten Raum die von ihnen gewählte «lindernde» und die «verschlimmernde» Farbe - jeweils während zehn Minuten. Tatsächlich konnte der Juckreiz signifikant in der Intensität gesenkt respektive gesteigert werden, teilen die Forscher mit.
Dabei spielte nicht nur der Farbton eine Rolle, sondern auch dessen Sättigung: Je stärker die Probanden durch Juckreiz in ihrer Lebensqualität gestört waren, desto schwächer (blasser) wählten sie den Sättigungsgrad der juckreizlindernden Farbe und desto stärker den Sättigungsgrad der juckreizverstärkenden Farbe.
Diverse Therapiemöglichkeiten denkbar
Die Autoren der Studie sehen in ihren Erkenntnissen diverse Anwendungsmöglichkeiten: Beispielsweise bei der Farbgebung von Klinikräumen, der Einfärbung von Juckreiz-Salben oder von Medikamenten/Verpackungen für dermatologische Mittel. Der Langzeiteffekt dieser experimentellen Therapiemöglichkeit sei zwar noch nicht untersucht. Aber womöglich könnte sie eine nicht-medikamentöse Zusatz-Therapie darstellen, die helfen könnte, Juckreiz-Medikamente zu reduzieren.
Derzeit untersuchen die Forscher den Effekt der visuellen Farbexposition mithilfe von virtueller Realität (VR). Dabei tragen die Probanden eine VR-Brille, die eine Farbexposition nicht nur auf einem Bildschirm, sondern in einem 360 Grad Farbraum erlaubt. Damit könne diese Therapiemöglichkeit nicht nur portabel, sondern auch individualisiert werden: Jeder Patient könne sich den momentan angenehmsten Farbton und die gewünschte Farbsättigung einstellen, heisst es.
Juckreiz kommt häufig vor
Dass visuelle Reize einen Einfluss auf den Juckreiz haben können, ist in der Forschungswelt schon länger bekannt. Experten sprechen hier vom «Contagious Itch», dem ansteckenden Juckreiz. Zum Beispiel beim Betrachten von Parasiten auf der Haut, ansteckenden Hautkrankheiten oder eines als eklig wahrgenommenen Bildes. Juckreiz ist das am häufigsten vorkommende hautbezogene Krankheitssymptom und betrifft bis rund die Hälfte aller dermatologischen Patientinnen und Patienten.