Gilbert Welch von der Uni Dartmouth College gehört in den USA zu den bekanntesten Medizinprofessoren. Er ist unter anderem als Kritiker unnötiger medizinischer Untersuchungen und Interventionen bekannt. Welch hat auch mehrere Bücher zum Thema geschrieben, und wird häufig in den Medien zitiert.
Nur ein «Autorenstreit»?
Der Professor hatte ursprünglich seinen Fakultätskollege Samir Soneji um eine Kopie einer Präsentation gebeten. Dies mit dem Hinweis, die Ergebnisse nur für die Lehre einzusetzen. Doch Welch setzte die Resultate für seine eigene Forschungsarbeit ein. Darin wird argumentiert, dass Mammografie-Screenings eher zu unnötiger Behandlung führen als Leben retten.
Kurz nach der Veröffentlichung im «New England Journal of Medicine» gelangte Soneji an die Fachzeitschrift; er verlangte Welchs Arbeit sei
zurückzuziehen. Doch die NEJM-Redaktion habe die Angelegenheit als «Autorenstreit» abgetan, der für eine Rücknahme nicht ausreiche, heisst es.
Von Verwarnung bis Kündigung
Gilbert Welch bestreitet das
Forschungsfehlverhalten und argumentiert, die Studie sei eine «natürliche Weiterentwicklung» seiner Arbeit. Die Universität Dartmouth gab auf Anfrage von «Stat» nicht bekannt, ob der Medizinprofessor nun mit Sanktionen rechnen muss. Die Hochschule verwies stattdessen
auf die Richtlinien der Fakultät. Diese
Policy umfasst eine Reihe möglicher Disziplinarmassnahmen: von der Verwarnung über Überwachung künftiger Arbeiten bis hin zur Suspendierung, Degradierung oder Kündigung.
Um diese Arbeit geht es:
H. Gilbert Welch, M.D., M.P.H., Philip C. Prorok, Ph.D., A. James O’Malley, Ph.D., and Barnett S. Kramer, M.D., M.P.H. «Breast-Cancer Tumor Size, Overdiagnosis, and Mammography Screening Effectiveness», in: «New England Journal of Medicine», Oktober 2016.