Prof. Dr. med. Nicole Lindenblatt während einer supermikrochirurgischen Operation. (USZ)
Nicole Lindenblatt vom Universitätsspital Zürich (USZ) hat bei einem Patienten nach einer Tumor-OP am Hals das Lymphgefäss unter dem Mikroskop mit den Venen verbunden und so den Lymphabfluss wieder sichergestellt.
Weltweit wurde diese Operation bisher erst wenige Male durchgeführt - in der Schweiz noch nie.
Ein Millimeter Durchmesser
«Chirurgisch gesehen galt es bisher als nahezu unmöglich, den Milchbrustgang zu reparieren, weil er manchmal nur einen Millimeter Durchmesser aufweist und man ihn in der Wunde oder der Narbe oft nicht findet», sagt die Chirurgin Nicole Lindenblatt.
Bis anhin habe man versucht, das Lymphgefäss zu unterbinden, was oft nicht richtig funktioniert habe. «Für diese Operation braucht es supermikrochirurgische Fähigkeiten», sagt die stellvertretende Klinikdirektorin weiter.
Nadel und Faden, dünner als ein Haar
Möglich wurde die OP nur dank der neuen technischen Möglichkeiten: So kommen beispielsweise spezialisierte Fluoreszenzmikroskope mit bis zu fünfzigfacher Vergrösserung zum Einsatz.
Auch die weiteren Instrumente sind superfein: Der Faden, mit dem die Gefässe zusammengenäht werden, ist dünner als ein Haar. Die Nadel ist zwei Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 0,05 Millimeter.
Tumore oder angeborene Fehlbildungen
Bei Tumoroperationen am Hals oder in der Brusthöhle werden mitunter grössere Lymphgefässe durchtrennt. Die Lymphflüssigkeit sammelt sich dann in der Wunde oder der Brusthöhle an, was für Patienten lebensbedrohlich sein kann.
Nebst Patienten, die sich wegen Tumoren, herzchirurgisch oder nach Unfällen operieren lassen müssen, kann die Operation auch Menschen mit angeborenen Fehlbildungen des Milchbrustgangs helfen.
Vergleich einer supermikrochirurgischen Nadel inkl. Faden mit einer Büroklammer. (USZ)
Leck unter dem Mikroskop sichtbar
Der Milchbrustgang (Ductus thoracicus) wird für die Operation mit einem blauen und einem grünen, fluoreszierenden Farbstoff eingefärbt. Dieser wird in die Haut der Arme oder Beine injiziert oder dem Patienten über eine Magensonde verabreicht. Der Farbstoff wird in die Lymphe aufgenommen und das Leck dadurch unter dem Mikroskop sichtbar.
Anschliessend werden die offenen Stellen der Lymphgefässe supermikrochirurgisch an eine Vene in der Umgebung angeschlossen und so der physiologische Abfluss wieder gewährleistet. Der Milchbrustgang ist das grösste Lymphgefäss des Körpers. Er führt von den Lenden über den Brustraum bis zum Hals.