Pflegeinitiative: Kommission schwenkt wegen Corona um

Die ständerätliche Gesundheitskommission will jetzt nun doch 100 Millionen Franken zusätzlich für die Pflegepersonal-Ausbildung sprechen. Grund ist die Corona-Pandemie.

, 26. Mai 2020 um 10:48
image
  • pflege
  • pflegeinitiative
  • ausbildung
  • politik
Die Kantone sollen vom Bund finanziell unterstützt werden, wenn sie angehenden Pflegefachkräften während der Ausbildung (FH, HF) einen Beitrag an den Lebensunterhalt zahlen. Dies hat die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) entschieden. Und zwar mit Stichentscheid des Präsidenten Paul Rechsteiner, SP-Ständerat aus dem Kanton St. Gallen. 
Im Februar lehnte die SGK-S genau dies noch knapp ab. Es gebe keinen Grund, nur angehende Pflegefachkräfte von Seiten des Bundes finanziell zu unterstützen. Auch «ordnungspolitisch» seien solche Unterstützungsleistungen abzulehnen, hiess es damals. 

Ausbildungsoffensive: 400 Millionen für acht Jahre 

Die Kommission ist allerdings in diesem Punkt «unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie» auf ihren früheren Entscheid zurückgekommen. Das Pflegepersonal habe bei der Bewältigung eine «wichtige Rolle» gespielt, steht in einer aktuellen Mitteilung zu lesen. 
Die SGK-S will mit dem Entscheid nun geschätzte 100 Millionen Franken mehr in die Ausbildungsoffensive in der Pflege investieren als noch im Februar geplant. Insgesamt sollen demnach gut 400 Millionen Franken für acht Jahre bereitgestellt werden, damit in der Schweiz mehr Pflegefachkräfte ausgebildet werden.

Vereinbarung mit den Krankenkassen

Der Entscheid fiel im Rahmen der Beratung des indirekten Gegenvorschlags zur Pflegeinitiative, den das Gremium mit 10 zu 0 Stimmen bei 3 Enthaltungen zuhanden des Rates verabschiedete. Die Vorlage, zu der mehrere Minderheitsanträge eingereicht wurden, ist damit bereit für die Sommersession im Ständerat.
Die Gesundheitskommission der kleinen Kammer will zudem wie der Nationalrat, dass Pflegefachpersonen bestimmte Leistungen auch ohne ärztliche Anordnung erbringen und direkt mit der Krankenversicherung abrechnen können. Vorgängig müssten Pflegefachleute, Spitexorganisationen und Pflegeheime aber eine Vereinbarung mit den Krankenkassen abschliessen. Sonst könnte dies zu ungeplanten Mengenausweitungen führen, so die Befürchtung. Für den Berufsverband SBK kommt dies einer «Aufhebung des Vertragszwangs» gleich. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitex Region Brugg: Neuer Geschäftsführer

Hans-Peter Wyss, bislang Departementsleiter Pflege & MTTD im Asana Spital Menziken, übernimmt die Leitung im Mai.

image

Pflegeinitiative: Zürich stellt 100 Millionen für die Ausbildung bereit

Die Kantonsregierung will Studierende mit 500 bis 700 Franken pro Monat unterstützen – sowie Institutionen mit 250 Franken pro Ausbildungswoche.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Unser System ist auf Reparatur ausgerichtet, nicht auf Vermeidung»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller Experten aus der Branche zu aktuellen Themen. Diesmal: Christina Zweifel, Geschäftsführerin von Curaviva.

image

Facharztprüfung vs. Arbeitszeugnis: Der bessere Qualitäts-Indikator

Eine Analyse von 7'000 Spitalärzten legt nahe: Die Bewertung durch Vorgesetzte besagt wenig über die Qualität der Patientenversorgung. Das Facharzt-Examen hingegen schon.

image

Care@home forscht zu neuen Modellen für die Patientenpflege zu Hause statt im Spital

Ein neues Berner Zentrum will dafür sorgen, dass bestimmte Behandlungen vom Spital nach Hause oder in Pflegeeinrichtungen verlegt werden können.

image

Personalisierte Medizin: Was heisst das für die Solidarität?

Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich einen fairen Zugang zu innovativen Therapien. Doch wer soll die Rechnung bezahlen? Eine neue Studie zeigt, wie es um Solidarität und Kostenbewusstsein steht.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.