Pflege: SBK fordert höhere Ausbildungslöhne

1000 bis 1200 Franken pro Monat – das sei zu tief und müsse zwingend angehoben werden, befindet Verbands-Präsidentin Helena Zaugg.

, 8. November 2017 um 10:03
image
Man kann von der Pflegeinitiative halten, was man will – aber eines ist klar: Indem der SBK die nötigen Unterschriften dermassen schnell sammelte, bewies er, dass das Anliegen grossen Rückhalt hat in der Branche.
SBK-Präsidentin Helena Zaugg erklärte den Sammelerfolg in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» mit der allgemeinen Personalnot – und die sei spürbar. «Wir haben viel zu wenig Pflegepersonal. Derzeit werden nur 56 Prozent des Personals von der Schweiz selber ausgebildet. Bei den diplomierten Pflegefachpersonen sind es sogar nur 43 Prozent. Bisher wurde die Lücke mit ausländischem Personal gestopft, doch so kann es nicht weitergehen.»

«Sehr unethisch»

Dies zumal der Markt für Pflegepersonal nun auch im Ausland austrockne: «Vor allem deutsche Pflegefachleute gehen wieder zurück. Hinzu kommt, dass es sehr unethisch ist, wenn die Schweiz anderen Ländern das Gesundheitspersonal abwirbt.»
Dass die Initiative nun aber einfach «eine genügende Anzahl diplomierter Pflegefachpersonen» verlange, klinge doch «ziemlich gummig», befindet Zauggs Interviewer beim Tagi. Die Antwort: «Verfassungsartikel sind in der Regel nicht allzu konkret, damit es den nötigen Spielraum gibt bei der Umsetzung. Hinzu kommt, dass im Gesundheitswesen Bund, Kantone und die Arbeitgeber Einfluss haben.»

Bereits mit Matur oder Lehre

Aber konkret sei klar, dass der Ausbildungslohn für das Pflegepersonal erhöht werden muss, so Helena Zaugg; dies sei «zwingend». «Wir wissen von Leuten, die diese Ausbildung gerne machen würden, sie sich aber schlicht nicht leisten können. Man darf nicht vergessen, dass diese Menschen vor ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann bereits eine Matur gemacht oder eine Lehre abgeschlossen haben.»
Allerdings: Einfach mehr Lohn, das genüge nicht. Der Pflegeberuf müsse generell attraktiver werden, sagte Zaugg – und verwies auf das Kernanliegen der Initiative: «Heute braucht eine Pflegefachperson die Unterschrift eines Arztes, damit die Krankenkasse Pflegeleistungen wie Waschen überhaupt bezahlt. Das ist ein sinnloser Leerlauf, der nur Kosten generiert. Unsere Initiative verlangt, dass das Pflegefachpersonal in eigener Kompetenz entscheiden darf. So würde seine Kompetenz anerkannt.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Die Ankündigung der Zürcher Spitäler bezüglich Temporärarbeit ist kontraproduktiv

Die Absprache der Zürcher Spitäler, auf Temporärarbeitende zu verzichten, ist kontraproduktiv und gefährdet die Patientensicherheit. Die Temporärarbeit ist ein bewährtes Mittel gegen den Fachkräftemangel, indem Pflegekräfte flexibel bleiben und jederzeit in den Beruf wieder einsteigen können.

image

«Eine Ökonomisierung der Pflege lehnen wir ab»

Die Unia sucht Lösungen gegen die Krise in der Langzeitpflege. Ein neues «Care-Manifest» der Gewerkschaft fordert einen aktiveren Staat sowie eine direktere Einbindung der Pflegenden.

image

Frankreich: Höhere Tarife gegen Abwanderung von Pflegepersonal

Da immer mehr Pflegefachleute in der Schweiz oder in Luxemburg arbeiten, plant Frankreich eine Antwort – höhere Entschädigungen für Spitäler in Grenzregionen.

image

Bewährt, innovativ und zukunftsorientiert

Praxisnahe Weiterbildung für Führungskräfte im Gesundheitswesen: Kreative Zukunftsgestaltung und systematische Effizienzsteigerung. Ein gecoachtes Management-Projekt verbindet Ihre persönliche Entwicklung mit der erfolgreichen Weiterentwicklung Ihrer Gesundheitsorganisation.

image

Pflegemonitoring: Neue Daten zur Lage der Pflege

Ein interaktives Tool des Bundes bietet neue und aktualisierte Informationen zum Pflegeberuf.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.