Zwischen den Abteilungen Kinderherzchirurgie und der kardialen Intensivstation im Zürcher Kinderspital (Kispi) soll ein gespanntes Verhältnis herrschen. Dies berichtet der «Tages-Anzeiger» am Donnerstag. Es gehe dabei, wie mehrere Personen bestätigen, unter anderem um Fragen wie: leben oder sterben lassen.
«Vermutlich spielte dieser Zwist auch bei der Trennung von Michael Hübler eine Rolle», schreibt die Zeitung. Bis heute ist unklar, warum Hübler das Kispi verlassen hatte. Zwischen den Parteien wurde Stillschweigen vereinbart. Vergangenen November gab das Spital
überraschend die sofortige Trennung des weitherum geschätzten Leiters der Kinderherzchirurgie bekannt.
Das Kispi widerspricht gegenüber dem Tagi dieser Sichtweise. Die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen sei zwar sehr anspruchsvoll und herausfordernd, es gebe viele Schnittstellen und Diskussionen. Diese seien aber stets konstruktiv und im Ergebnis zielführend.
Absichtliche Stiche während OP?
Trotzdem scheint im Zürcher Kinderspital einiges im Argen zu liegen. Wie der «Tages-Anzeiger» weiter schreibt, richtet ein ehemaliger Herzchirurg happige Vorwürfe an den aktuellen Interimsleiter der Kinderherzchirurgie. Nebst Mobbing soll dieser ihn während gemeinsamen Operationen mehrfach und wiederholt mit Messer, Nadeln und anderem OP-Besteck verletzt haben.
«Er hat mich jeden Tag ein- oder zweimal gestochen», wird der Arzt zitiert. Ein Kardiotechniker und ein zweiter Zeuge bestätigen die Stichverletzungen.
Das Kispi weist die Vorwürfe gegenüber der Zeitung als «falsch und haltlos» zurück. Dass es unabsichtliche Schnitt- oder Stichverletzungen gebe, komme hin und wieder vor, sei aber eher selten. Man weiss nur von «zwei internen Unfallmeldungen» des betroffenen Arztes.
Strafanzeige und Hungerstreik
Der ehemalige Assistenzarzt, der im vergangenen Dezember entlassen wurde, hat nun Strafanzeige gegen drei Leitende Ärzte des Kinderspitals Zürich eingereicht. Er beschuldigt den Interimsleiter der Kinderherzchirurgie, den Direktor der Chirurgischen Klinik sowie den Ärztlichen Direktor der Verleumdung und der üblen Nachrede. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Seit Anfang April befindet sich der gefeuerte Herzchirurg zudem im Hungerstreik, wie die Zeitung weiter berichtet. Er protestiere damit gegen die Begründung seiner Entlassung im Dezember 2018 und gegen die Situation auf der Herzchirurgie.
Das Kinderspital hatte dem Kinderherzchirurgen im Dezember gekündigt. Gründe waren unter anderem «ungenügendes Leistungsverhalten», «fehlenden Respekt» und ein «häufiges Fernbleiben von offiziellen internen Veranstaltungen». Die Kündigung des Arztes habe aber keinen Zusammenhang mit der Freistellung von Michael Hübler, wird das Kispi zitiert.