Medikamentenpreise: Ein Stufen-Modell zur Festlegung der Preise

Das «Bündnis freiheitliches Gesundheitswesen» will, dass günstige Medikamente künftig anders behandelt werden als sehr teure Mittel.

, 2. November 2016 um 10:47
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Wie sollen die Medikamentenpreise festgesetzt werden? Das Bundesgericht verlangt, dass das BAG künftig auch den Nutzen einer Arznei im Verhältnis zu anderen Medikamenten berücksichtigt. Der Preisüberwacher fordert, dass die Preise jährlich neu überprüft werden – und nicht mehr wie bislang alle drei Jahre. Dies wünschen auch Santésuisse und Curafutura, die Stimmen der Krankenversicherer.
Frische Überlegungen bringt nun das Bündnis freiheitliches Gesundheitswesen ins Spiel, eine wettbewerbsorientierte Organisation, der sich Institutionen wie fmCH und Pharmasuisse, Hirslanden und SMN, Intergenerika oder Fasmed angeschlossen haben. In einer Stellungnahme ans EDI schlug das Bündnis kürzlich ein ganz anderes, abgestuftes Preisbildungssystem vor. 

«Ein Flickwerk»

«Das heutige System ist ein Flickwerk», sagte der Geschäftsführer des Bündnisses, Andreas Faller, jetzt gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» (Print). Dabei differenzierte er die Vorschläge weiter auf. Die Kernidee dabei: Günstige Medikamente müssen anders behandelt werden als die sehr hochpreisigen Mittel. Zum einen haben sie unterschiedlichen Einfluss auf die Gesundheitskosten, zum anderen seien beispielsweise die billigen Mittel an einem Punkt, wo weitere Senkungen die Versorgungssicherheit bedrohen (zur Problematik).
In der NZZ beinelte Faller die Grundidee nun genauer aus:
  • Bei Packungen unter 10 Franken soll der Wettbewerb spielen: Das BAG würde keinen Preis mehr festsetzen. Um Missbrauch zu bremsen, dürften die Preise pro Jahr höchstens um 5 Prozent erhöht werden.
  • Packungen zwischen 10 und 100 Franken: Hier spricht sich das Bündnis für das Vertrauensprinzip aus. Die Produzenten sollen die Preise weitgehend selbständig bestimmen. Das BAG würde nur eingreifen, wenn es selber oder die Krankenkassen Preise bestreiten.
  • Packungen über 100 Franken: Hier sollen dieselben Regeln gelten wie heute, inklusive regelmässigen Überprüfungen. Wie Andreas Faller aber erklärte, braucht es hier mehr Disease-Management-Programme zur strukturierten Begleitung der Patienten – was auch Übungsabbrüche nach sich ziehen kann, wenn eine teure Therapie nicht anschlägt.
  • Generika: Um sie attraktiver zu machen, sollen die Apotheker hier nicht mehr einen Prozentsatz am Medikament verdienen, sondern einen Fixbeitrag pro Packung – womit ihre Einnahmen durch Generika ebenso hoch sein könnten wie bei Originalmedikamenten.
Allerdings: Thomas Cueni schüttelt den Kopf. Der Chef von Interpharma findet die Ideen nicht «sehr freiheitlich, sondern ziemlich unausgegoren», wie er der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte. Denn neue Medikamente seien in der Schweiz oft billiger als im Ausland, während Generika und alte Präparate hier teilweise zwei- oder dreimal so viel kosteten wie in Vergleichsländern. Es sei fragwürdig, diesen Zustand mit der beschriebenen Differenzierung zu zementieren.
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