Künstliche Mini-Lunge ausgezeichnet

Ein Berner Unternehmen simuliert mit einem Computer-Chip die Lungenfunktionen. Dafür hat es einen Preis der Medizinaltechnik-Industrie erhalten.

, 15. Juni 2022 um 06:06
image
  • medikamente
  • forschung
«Lunge-auf-Chip» heisst das Mini-Modell einer Lunge. Es hat äusserlich rein gar nichts mit einer Lunge gemeinsam. Doch es simuliert die Funktionen des richtigen Organs, inklusive der Atembewegung.

Gut geeignet für Tests

Der Nutzen des Modells: Es können damit Medikamente entwickelt werden. Fachleute versprechen sich davon, dass damit einerseits Tierversuche ersetzt werden können. Andererseits kann auch getestet werden, wie ein Medikament für eine bestimmte Person wirkt.
Dank der porösen Membran der künstlichen Lunge können im Modell nämlich menschliche Lungenzellen unter körperähnlichen Bedingungen kultiviert werden. In dieser Umgebung reagieren die Zellen so, wie sie es im menschlichen Körper tun würden, so die Hoffnung der Erfinder.

Mit 75'000 Franken unterstützt

Entwickelt wurde die «Lunge-auf-Chip» vom Berner Jungunternehmen Alveolix. Es erhielt für sein Produkt eine Auszeichnung der Medizintechnikindustrie, den Swiss Medtech Award, welcher 75'000 Franken wert ist.
Ob das Produkt dereinst marktreif wird, ist noch unklar. Die beiden Chefs von Alveolix, Nina Hobi und Janick Stucki, arbeiten laut ihren Angaben bereits mit Pharmafirmen zusammen, welche mit der Modell-Lunge neu entwickelte Medikamente testen.

Mehr marktreife Medizintechnik aus der Schweiz

Peter Biedermann, Direktor von Swiss Medtech, will mit dem Förderpreis erreichen, dass sich in der Schweiz mehr gute Ideen zu marktreifen Produkten entwickeln können
Jury-Präsident Mirko Meboldt, Professor an der ETH Zürich, hofft, dass das computerisierte Lungenmodell «neue Massstäbe in der Arzneimittelentwicklung setzt und das Potenzial hat, Wegbereiterin für die personalisierte Medizin zu werden».

Die weiteren Preis-Anwärter

In die engere Wahl für den Preis kamen auch die Firma Biospectal mit einer Smartphone-Anwendung zur Blutdruckmessung und die Healios mit einer Smartphone-Technologie zur Überwachung neurologischer Funktionen von Patienten mit Multipler Sklerose.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Viktor 2023: «Nur gemeinsam lassen sich Visionen und Lösungen schaffen»

Die Post entwickelt sich zu einem starken Player in der Gesundheitsbranche. Weshalb ihr Engagement für den Viktor bestens dazu passt, erläutert Leiter Branchenlösungen Daniel Vögeli im Interview.

image

Cresomycin: Den Namen muss man sich wohl merken

Jetzt reden sie schon von «Super-Antibiotikum»: Ein Team der Harvard University präsentierte einen Wirkstoff, der zur Waffe gegen multiresistente Bakterien werden könnte.

image

Médecins sans frontières macht mobil gegen Freihandelsvertrag Schweiz—Indien

Die Hilfswerke befürchten Einschränkungen beim Zugang zu günstigen Medikamenten – weltweit.

image

Betroffene mit seltener Krankheit warnen vor QALY-Bewertung

Patienten fürchten, dass ihnen wegen der Messung von «qualitätskorrigierten Lebensjahren» nützliche Behandlungen verweigert werden.

image

Viktor 2023: «Für mich ist es stets ein Highlight, Zeuge dieser Würdigung zu sein»

Johnson & Johnson unterstützt den Viktor Award seit seiner Geburtsstunde. «Die Werte passen zueinander», sagt Thomas Moser, Head External Communication J&J.

image

Swissmedic: 41 neue Wirkstoffe für die Schweiz

Hinzu kamen letztes Jahr 65 Indikationserweiterungen.

Vom gleichen Autor

image

Bedrohtes Spital geht langsam wieder in Normalbetrieb

Eine 65-Jährige verschanzte sich mit einer Schreckschusswaffe in einem Aachener Spital. Die Verantwortlichen sind «zutiefst erschüttert».

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

image

Gefragter Aarauer Frauenarzt macht sich selbständig

25 Jahre lang war Dimitri Sarlos an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau angestellt. Im Oktober eröffnet der Chefarzt eine eigene Praxis.