Krebs-Diagnose: Computer ist Pathologen überlegen

Eine spezielle Software erkennt und prognostiziert Tumorgewebe viel genauer und schneller als Menschen. Dies zeigt eine aktuelle Studie aus Stanford.

, 17. August 2016 um 09:25
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Wissenschaftler der Stanford University School of Medicine kommen in einer Studie zum Schluss: Computer beurteilen auf Glasobjekt-Träger biopsiertes Lungenkrebs-Gewebe genauer als Pathologen durch das Lichtmikroskop. Dies geht aus einer Mitteilung der Universität Stanford hervor. 
Die Computer-Software konnte insbesondere zwischen zwei Arten von Lungenkrebs genauer differenzieren. Das Programm prognostizierte überdies durch das Training aus über 2'000 Bildern die Überlebensrate besser als der Standard-Ansatz von Pathologen, die Tumore in Grade oder Schwere klassifizieren.

Subjektivität in der Pathologie ersetzen 

«Die heute praktizierte Pathologie ist sehr subjektiv», erklärt Studienmitautor Michael Snyder, Genetik-Professor und Leiter der Abteilung Genomik und personalisierte Medizin in Stanford. Die Software soll genau diese Subjektivität mit quantitativen Messungen ersetzen und somit auch die Behandlungsergebnisse verbessern.
Die Software kann laut dem Krebsforscher Snyder oft sogar kleine Unterschiede in Tausenden von Gewebeproben genauer und schneller als ein Mensch beurteilen.

Für viele Krebsarten denkbar

Die jetzt in «Nature Communications» veröffentlichte Studie bezieht sich zwar lediglich auf Lungenkrebs, wo das bisherige Klassifizierungssystem nicht immer gut funktioniert. Doch laut den Forschern aus Stanford könnte dieser maschinelle Lern-Ansatz für viele andere Krebsarten verwendet werden.

Kun-Hsing Yu, Ce Zhang, Gerald J. Berry, Russ B. Altman, Christopher Ré, Daniel L. Rubin & Michael Snyder: «Predicting non-small cell lung cancer prognosis by fully automated microscopic pathology image features», in: «Nature Communications», 7, 12474, 16. August 2016.

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