Krankenkasse will bis zu 1'000 Franken Prämien zurückzahlen

Der Luzerner Krankenversicherer Concordia sieht vor, über 100 Millionen Franken Prämienüberschüsse an die Versicherten zurückzahlen. Der Grund: Die Einnahmen aus den Prämien waren höher als die Gesundheitskosten.

, 14. März 2019 um 05:00
image
Die Ausgaben der Krankenkasse Concordia für Spitalbehandlungen, Arztbesuche und Medikamente sind im Jahr 2018 um rund zwei Prozent tiefer ausgefallen als im Vorjahr. 
«Ein Kostenrückgang in diesem Umfang kommt für uns unerwartet und ist einmalig», sagt Concordia-CEO Nikolai Dittli der «Luzerner Zeitung».
Diese negative Kostenentwicklung, unter anderem verursacht durch Sondereffekte wie die verzögerte Rechnungsstellung, strikte Rechnungskontrollen und sinkende Verwaltungskosten haben nun dazu geführt, dass Concordia fürs Jahr 2018 einen Ertragsüberschuss von 157 Millionen Franken erzielt hat. Das ist so viel wie nie zuvor.

Überschüsse steigen – Prämien auch 

Die Luzerner Krankenkasse mit über 630'000 Versicherten hat sich deshalb entschieden, 108 Millionen Franken wiederum an ihre Grundversicherten zurückzubezahlen. Letztes Jahr waren es noch 27 Millionen Franken gewesen. Zwischen 50 und 600 Franken erhalten Einzelversicherte so zurück. 
«Für eine Familie kann die Auszahlung also über 1'000 Franken betragen», sagt Dittli der Zeitung weiter. Das Geld will Concordia im September 2019 ausbezahlen.
Der Concordia-CEO hofft, dass auch andere Kassen ihren Versicherten zu viel bezahlte Prämien zurückerstatten. Dies macht bislang aber nur noch Sympany: Die Basler Krankenkasse hat letztes Jahr 14,3 Millionen Franken an ihre Grundversicherten zurückbezahlt. Andere Krankenversicherer wollen von einer Überschussbeteiligung nichts wissen. Sie halten das für eine PR- und Marketingaktion

Sinken nun die Prämien?

Fakt ist: Die Prämien waren in den letzten Jahren höher angesetzt, als die Gesundheitskosten tatsächlich stiegen. Im Jahr 2017 etwa nahmen die Kassen fast eine Milliarde Franken zu viel ein. Anders ausgedrückt: Die Prämien-Einnahmen haben sich um 3,2 Prozent erhöht, während die Kosten in der Grundversicherung lediglich um 1,7 Prozent gestiegen sind. 
Dies weckt die Hoffnung, dass die Prämien für das nächste Jahr sinken werden. Denn die im vergangenen Jahr zu viel eingenommen Gelder müssten bei der nächsten Prämienrunde berücksichtigt werden. Zumal auch im vergangenen Jahr die Bruttoleistung pro versicherte Person von 2.1 Prozent auf 0.2 Prozent gesunken ist. 
Auszahlung pro Person (ab 26 Jahren)

  • von  50 bis 180 Franken: AI, BE, FR, GE, JU, NW, SG, SZ, TG, TI, UR
  • von 181 bis 380 Franken: AG, BL, BS, GR, OW, SH, SO, ZG, ZH
  • von 450 bis 600 Franken: AR, LU

Die definitive Berechnung sowie die Genehmigung durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG)sind noch ausstehend. In VD, VS, NE und GL lässt die Entwicklung der Gesundheitskosten keine Auszahlung zu. Quelle: Concordia
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Ehemaliger Sympany-CEO an der Spitze von Eskamed

Michael Willer hat die Leitung von Eskamed übernommen. Das Basler Unternehmen hat sich auf die Qualitätssicherung in der Komplementär- und Präventivmedizin spezialisiert.

image
Gastbeitrag von Guido Schommer

Aufsichts-Populismus: Wer schützt die Versicherten vor der Finma?

Die Aufsichtsbehörde will den Zusatzversicherungsmarkt noch mehr regulieren. Den Versicherten hilft das nicht, im Gegenteil: Spitäler geraten unter Druck, die Spitalwahl wird eingeschränkt, die Versorgung leidet.

image

«Nur in Genf und der Waadt haben wir noch Probleme»

Die Finma genehmigt keine neuen Produkte der Krankenzusatzversicherer, solange nicht alle Transparenzanforderungen erfüllt sind – und solange sich die Ärztegesellschaften am Genfersee querstellen.

image

Prio.Swiss hält gar nichts von höheren Senioren-Prämien

Keine Abkehr vom Solidaritätsprinzip: Der neue Krankenkassenverband findet höhere Prämien für alte Menschen ungerecht – und eine unnötige Verkomplizierung.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Beenden wir die Zwangsehe der Tarifpartner

Regulierung und Bürokratie treiben die Gesundheitskosten in die Höhe – ohne Mehrwert für die Bevölkerung. Vertragszwang, Zwangsgemeinschaft der Tarifpartner, Territorialitätsprinzip: Wir sollten solche alten Zöpfe abschneiden.

image

Swica baut ab: 30 Stellen und drei Regionaldirektionen

Die Winterthurer Krankenkasse Swica spart 50 Millionen Franken Verwaltungskosten und streicht drei Regionaldirektionen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.