Krankenkasse bricht Offensive gegen Psychiater ab

In einem Streit im Zusammenhang mit dem Delegationsmodell zeichnet sich eine Lösung ab. Der Krankenversicherer KPT verzichtet nun offenbar auf Rückforderungen in Millionenhöhe.

, 24. Januar 2019 um 09:26
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Der Berner Krankenversicherer KPT konfrontierte vor kurzem rund 100 Ärzte mit hohen Rückzahlungsforderungen. Der Grund: Therapien über die Grundversicherung seien zu Unrecht erfolgt. Die nötige Diagnose durch einen Psychiater habe gefehlt.
Ein Arzt müsse einen Patienten zu Gesicht bekommen, damit er ihn im Rahmen der  delegierten Psychotherapie durch einen Psychologen behandeln lassen könne, so das Argument. In Einzelfällen forderte die KPT von einem Arzt 300'000 Franken zurück.

Gespräch in Abwesenheit des Patienten genügt

Jetzt scheinen die beiden Parteien eine Lösung gefunden zu haben, wie die «Neue Zürcher Zeitung» meldet. Der Krankenversicherer verzichtet offenbar auf Rückforderungen in Millionenhöhe. Der Arzt komme seiner Aufsichtspflicht nach, indem er entweder eine Konsultation mit dem Patienten durchführt – oder Besprechungen mit dem Psychologen in Abwesenheit des Patienten.
Interpretationsschwierigkeiten und Unzufriedenheit im Zusammenhang mit dem Delegationsmodell sind seit längerem ein Thema. Derzeit laufen Bestrebungen, dass Psychotherapeuten künftig nach einer einmaligen Anordnung durch einen Arzt selbständig über die Krankenversicherer abrechnen können.
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