Das Medizinische Zentrum Brugg
(MZB) gilt als eine kleine schlagkräftige Organisation mit 45 Mitarbeitenden und rund 50 Spezialisten als Belegärzte. Im vergangenen Jahr führte das MZB in Brugg knapp 5'000 Eingriffe und Behandlungen durch: etwa allgemeine Chirurgie, Augen, Gynäkologie oder Hals-, Nasen- und Ohrenchirurgie.
An der Spitze dieser «ambulanten Operationsklinik» steht seit über dreieinhalb Jahren Sandra Kunz-Weingart. Doch nun muss das 2005 gegründete MZB eine neue Geschäftsleiterin oder einen neuen Geschäftsleiter suchen. Das kommt zwar vor, aber der Grund ihrer Kündigung irritiert.
Sandra Kunz-Weingart ist vor kurzem Mutter geworden. Die 36-Jährige wollte zwar in einem 70-Prozent-Pensum weiter die Geschäfte des medizinischen Zentrums führen. Aber das MZB sei leider noch nicht bereit für eine junge Mutter als Geschäftsleiterin in einem Teilzeitpensum von 70 Prozent,
sagte sie der «Aargauer Zeitung». Die Kündigung fiel ihr alles andere als leicht. Auch Mitarbeitende und Belegärzte hätten ihre Kündigung mit Bedauern aufgenommen.
«Geschäftsleitungsfunktion mit 70 Prozent gut machbar»
Verwaltungsratspräsident Otto H. Suhner bedauert die Kündigung von Sandra Kunz-Weingart ebenso ausserordentlich. Er habe immer sehr gerne mit ihr zusammengearbeitet, sie habe ihre Aufgabe hervorragend gemeistert. Und mit ihrem Weggang gehe viel Wissen und Erfahrung verloren. Als frisch gebackene Mutter habe sich ihre Situation aber verändert: Es sei eine Lagebeurteilung vorgenommen worden – und sie habe sich für eine Neuorientierung entschieden. Eine geeignete Nachfolge zu finden ist laut Suhner aber nicht einfach.
Die Geschichte von Sandra Kunz-Weingart dürfte kein Einzelfall sein: Wenn junge erfolgreiche Frauen Kinder kriegen, werden sie oft mit der Frage «Kinder oder Karriere» konfrontiert. Dabei sollte beides möglich sein – gerade auch mit Blick auf den enormen Know-How-Verlust. Kunz-Weingart habe die Funktion als Geschäftsleiterin immer mit voller Leidenschaft und Begeisterung ausgeführt. Und ihr zufolge ist eine Geschäftsleitungsfunktion auch gut in einem 70-Prozent-Pensum machbar, sagt sie gegenüber Medinside.
Gut organisiert und gegenseitiges Verständnis
Aus Sicht des Stelleninhabers ist laut Kunz-Weingart dabei wichtig, dass eine gute und kompetente Stellvertretung anwesend, die Kompetenzen und Verantwortung während der Abwesenheit geklärt und die Kinderbetreuung gut abgedeckt seien. Von Seiten des Arbeitgebers müssten die vereinbarten Abmachungen, insbesondere bezüglich der Arbeitstage möglichst eingehalten werden. Und es soll eine gewisse Freiheit bezüglich der Gestaltung und Einteilung der Arbeitszeit gelten, wie sie weiter erklärt.
Ein solches Arbeitsmodell bedinge sicherlich von Seiten Verwaltungsrat und von Seiten Geschäftsleitung gegenseitiges Verständnis. «Wenn dieses von allen Seiten vorhanden ist, können alle involvierten Parteien nur profitieren.» Für die Zukunft kommt für Sandra Kunz-Weingart nur ein Arbeitgeber infrage, der Müttern die Chance gebe, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Ihre Meinung ist gefragt
Kind oder Karriere? Oder beides? Wie beantworten Sie diese Frage? Was spricht dafür – was dagegen? Haben Sie bereits ähnliche Erfahrungen gemacht? Berichten Sie uns davon in den Kommentaren.