Die Geschäftsleitung des Kantonsspitals St.Gallen möchte, dass dereinst Bypass- und Herzklappen-Operationen intern durchgeführt werden. Sie plant, bei der Regierung einen Leistungsauftrag zu beantraten – allerdings erst für die neue Spitalliste ab 2022.
Dies bestätigte KSSG-Direktor Daniel Germann
dem «St. Galler Tagblatt». Den Entscheid habe die Geschäftsleitung einstimmig gefällt.
Germann erklärt die Idee einerseits damit, dass Kardiologie und Herzchirurgie immer enger zusammenkommen. Eine Herzchirurgie würde damit zu einem «grossen Schritt hin zu einer Komplettversorgung.»
Herzchirurgie-Wüste Ostschweiz
Andererseits deute die demografische Entwicklung an, dass die Zahl herzchirurgischer Eingriffe deutlich steigen wird. Das KSGR rechnet mit dereinst 500 bis 600 Fällen im Kanton.
Zum Vergleich: Im Jahr 2015 war bei 426 Bewohnern des Kantons St. Gallen eine Bypass- oder Herzklappen-Operation nötig gewesen. Gut die Hälfte dieser Eingriffe wurden dann am Unispital Zürich durchgeführt, ein Drittel an der Klinik Hirslanden in Zürich.
«Verständnis dürfte gering sein»
Mit Ausnahme des
Herz-Neuro-Zentrums Bodensee in Kreuzlingen werden derartige Operationen in der Ostschweiz nicht angeboten. Dennoch hatte sich die St. Galler Kantonsregierung letztes Jahr skeptisch zu solchen Ideen geäussert. Man erwarte, dass eine Herzchirurgie wohl nur knapp 200 Bypasseingriffe erreichen werde, so ein Argument. Die Regierung legte also eine deutlich tiefere Schätzung vor als nun die KSSG-Leitung.
Und bereits heute erreichten 11 der 16 Herzzentren in der Schweiz die von den europäischen Fachgesellschaften für Herzchirurgie empfohlene Mindestfallzahl von 200 nicht, so die Regierung weiter: «Das Verständnis auf nationaler Ebene für ein zusätzliches Herzzentrum in St.Gallen dürfte denn auch gering sein und auf Widerstand stossen»: So damals das Argument der Kantonsregierung.
In der vorberatende Kommission des Kantonsrates zeigte man sich offenbar positiver zu den Ideen des KSSG. Von einer eigenen Herzchirurgie würde die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal profitieren, aber auch die die Volkswirtschaft des Kantons und der angrenzenden Gebiete, sagte Kommissionspräsident Walter Locher (FDP) dem «St. Galler Tagblatt».