Kantonspital Aarau profiliert sich in der Prostatakrebs-Forschung

Der Urologe Franz Recker vom Kantonsspital Aarau war an einer internationalen Studie beteiligt, welche Risikofaktoren von Prostatakrebs eruierte - und zum Teil fündig wurde.

, 22. Mai 2017 um 14:00
image
  • forschung
  • onkologie
  • urologie
Forscher aus Kanada und Aarau haben mehrere Hochrisiko-Mutationen auf der Erbgut-DNA von Chromosom 19 ausmachen können. «Wer solche Mutationen besitzt, hat rund ein vierfach erhöhtes Risiko für die Entstehung eines aggressiven Prostata-Karzinoms», erklärt Professor Franz Recker, Chefarzt der Klinik für Urologie am Kantonsspital Aarau.
Damit scheint es ein Pendant zu BRCA 1 und 2 zu geben. Diese sogenannten «Brustkrebs-Gene» haben 2013 dazu geführt, dass sich Angelina Jolie ihre Brüste und Eierstöcke entfernen liess und dies öffentlich machte.
Beteiligt am internationalen Forschungsprojekt waren Vertreter des Mount Sinai Hospitals, des Lunenfeld-Tanenbaum Research Institutes, des Ontario Insitute for Cancer Research in Toronto und Ärzte des Kantonsspitals Aarau sowie der Stiftung Prostatakrebsforschung in Aarau.

1858 Blutproben

In einem Zeitraum von 14 Jahren wurden Blutproben von 1858 Männern untersucht. Bei Patienten mit und ohne Prostatakrebs wurden Screenings durchgeführt. So flossen Informationen über Genmaterial von 885 Schweizer Patienten in die internationale Studie ein - 379 davon mit Prostatakrebs. «Diese Daten haben es den Forschern in Kanada erst ermöglicht, die Regionen ausfindig zu machen, welche verändert waren», hält Professor Recker fest.
Mit der Entdeckung der «Hochrisiko-Mutationen» werden in Zukunft hoffentlich Patienten mit Prostatakarzinom gezielter diagnostiziert und therapiert werden können. Weitere Studien zu diesem Thema seien jedoch notwendig. Die neue Studie wurde in der Fachzeitschrift «Journal of the National Cancer Institut» publiziert.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Studie: Herzmedikament könnte Metastasen stoppen

Ein Forscherteam von ETH, USB, USZ und KSBL fand heraus, dass das etablierte Herzmedikament Digoxin bei Brustkrebs Metastasen verhindern könnte.

image

CHUV: Aus Spenderstuhl wird Medizin

Das Universitätsspital Lausanne ist das erste Schweizer Spital mit Swissmedic-Zulassung zur Herstellung eines Medikaments aus Fäkalbakterien.

image

BFS-Studie: Milliarden für Forschung und Entwicklung

2023 investierten Schweizer Privatunternehmen knapp 18 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Gesundheit bleibt der wichtigste Fokus.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Uni Bern: Professur für Klimafolgen & Gesundheit

Damit baut die Universität Bern ihre Forschung an der Schnittstelle von Präventivmedizin und Klimawissenschaften aus.

image

Onkologie-Patente: Europa lahmt, USA und China ziehen davon

Viele Ideen, wenige Durchbrüche: Europäische Firmen spielen eine Schlüsselrolle in der Krebsforschung – noch. Der alte Kontinent droht den Anschluss zu verlieren.

Vom gleichen Autor

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die ehemalige Geschäftsführerin von Palliative.ch, blickt auf ihre fünfeinhalbjährige Amtszeit zurück.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?