Als erster Versicherer bietet Atupri ab sofort eine Übersetzungshilfe, mit der Arzt- und Spitalrechnungen in eine verständliche Sprache übersetzt werden können. Die Absicht dahinter: mehr Transparenz – und eine bessere Kostenkontrolle.
Das Übersetzungstool steht im Kundenportal
myAtupri automatisch zur Verfügung. Wer die übersetzte Version will, zieht mit der Maus einen Schieber über die Rechnung, dann erscheinen die einzelnen Posten in einer neuen Sprache. Statt «Applanationstonometrie» heisst es also beispielsweise «Augenuntersuchung».
Derzeit können mehrere 10'000 Bezeichnungen übersetzt werden – auch die englische Sprache wurde integriert.
Bis zu zehn Linguisten im Einsatz
Die Idee wird seit letztem Jahr öffentlich diskutiert: Die
Suva kündigte im Mai an, dass sie eine Software entwickeln will, welche Arztrechnungen quasi liest und in Alltagssprache übersetzt. Mit der Entwicklung beauftragt wurde die Elca Informatik AG,
zusammen mit einem Team von Linguisten der Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften ZHAW.
Das neue Angebot von Atupri basiert auf diesen Arbeiten, die von der Suva unterstützt worden waren. Oder anders: Atupri setzt als erster Versicherer die Übersetzungs-Möglichkeiten in der Praxis ein. Laut einer Suva-Sprecherin könnte das Angebot auch anderen Krankenkassen offenstehen.
«Arzt-Patienten-Kommunikation auf Augenhöhe»
«Für uns war von Beginn weg wichtig, mit dieser Software Transparenz im Gesundheitswesen zu schaffen», sagt Suva-Sprecherin Gabriela Hübscher: «Wir verfolgen das Ziel, dass die Arzt-Patienten-Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden kann. Dafür muss der Patient aber seine Rechnung verstehen können. Dies gilt nicht nur für Rechnungen, die unsere Versicherte wegen eines Unfalls erhalten, sondern für alle Arztrechnungen.»
Die Suva selber lässt derweil weiter an einer App arbeiten, mit der die Arztrechnungen eingescannt und dann «verdeutscht» werden können; erste Anwendungstests dürften im April erfolgen, die Lancierung ist für Herbst vorgesehen.
Der Druck steigt
Worum es in einer zweiten Stufe geht, ist offensichtlich: Arztrechnungen werden so besser überwacht, der allgemeine Druck auf die Mediziner und Spitäler steigt – und dies könnte kostendämpfende Folgen haben. Ganz im Interesse der Versicherer.
Denn durch die Sprache in den heutigen Rechnungen, so schreibt
Atupri selber in der Mitteilung, entfalle «eine wichtige Kontrolle der erbrachten Leistung durch die einzige Person, die dies tun könnte – nämlich der Patient selbst. So kommt es immer wieder vor, dass auf den Artzrechnungen falsche Leistungen erscheinen.»
«Wir sind stolz, dass wir unseren Versicherten mit der Lancierung unseres Tarmed-Übersetzers einen effektiven Mehrwert bieten und für mehr Transparenz sorgen», sagt Kaspar Trachsel, Leiter Marketing und Vertrieb. «Als Gesundheitsversicherung wollen wir mit unseren Kundinnen und Kunden einfach und verständlich kommunizieren. Dies gilt besonders für die bisher nur schwierig zu verstehenden Tarmed-Arztrechnungen.»