Ärzte sollen künftig nur noch dann eine Zulassung zur Grundversicherung erhalten, wenn sie sich einer zertifizierten Gemeinschaft nach dem Gesetz über das elektronische Patientendossier (EPD) anschliessen. Dies zumindest
fordert die Kommissionen für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats. Damit will die Kommission dem EPD im ambulant-ärztlichen Bereich mehr Schub verleihen, um etwa Ineffizienzen zu vermeiden oder Kosten zu dämpfen.
Das heisst mit anderen Worten: Die Kommission will Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis zum E-Patientendossier verpflichten – oder quasi zwingen. Die Kommission werde die Detailberatung nach der Herbstsession abschliessen., heisst es. Für Ärzte mit eigener Praxis ist der Zugang zur EPD-Technologie bislang freiwillig.
Nur die Hälfte dokumentiert elektronisch
Doch die Umsetzung dürfte nicht ganz reibungslos vonstatten gehen: Denn der Digitalisierungsgrad in Schweizer Arztpraxen ist noch nicht dort, wo man ihn gerne hätte. Erst etwa die Hälfte der Arztpraxen dokumentieren die Krankheitsgeschichten teilweise oder vollständig elektronisch in einem Praxisinformationssystem. Dies zeigt eine Umfrage des Verbands Schweizerischer Fachhäuser für Medizinal-Informatik (VSFM).
Ausgefüllt wurden über 2'400 Fragebögen von Kunden der grossen Anbieter mit circa 80 Prozent Marktanteil: Ärztekasse, amétiq, Axonlab, HIN, Swisscom oder Vitodata. Die meisten der Befragten sind Ärzte in Einzel- oder Gruppenpraxen, aber auch MPA oder Praxismanager. Ein Drittel der Befragten führen das Patientendossier handschriftlich auf Papier – und beabsichtigen keinen Wechsel. Kommt hinzu: Viele Praxisärzte sind im Pensionierungsalter oder kurz davor; diese Generation behaltet ihr Geschäftsmodell bei. So gesehen müsste derzeit jede dritte Arztpraxis gezwungen werden, da die elektronische Patientendokumentation eine Voraussetzung für die elektronische Vernetzung darstellt.
Kleinst-Organisationen profitieren nur sehr bedingt
Die Analyse im Rahmen einer Befragung zur Kundenzufriedenheit hat auch gezeigt: Rund ein Drittel der Befragten betrachten generell eHealth-Lösungen als mässig bis sehr wichtig. Rund 60 Prozent bezeichnen die Lösung als eher uninteressant, wie VSFM-Präsident Lukas Ackermann gegenüber Medinside sagt.
Das Interesse hänge aber auch von der Grösse der Praxis ab: Je grösser die Praxis, desto grösser ist auch das Interesse an eHealth-Lösungen. Und Praxis- Manager und IT-Fachleute schätzen diese deutlich attraktiver ein. Dies weise darauf hin, dass eHealth und Digitalisierung einen Nutzen in grösseren Organisationen bringen. Kleinst-Organisationen profitieren hiervon nur sehr bedingt, so Ackermann weiter. Das heisst auch, dass sich die Stakeholder im Gesundheitsweisen überlegen müssen, wie sie solche Lösungen für kleine Arztpraxen attraktiv machen können.