«Im OP herrscht quasi künstlerische Freiheit»

Der deutsche Mediziner und Qualitätsexperte Stefan Sauerland kritisiert: Im Operationssaal gelten viele Methoden als Standard, obwohl sie nie wissenschaftlich untersucht wurden.

, 14. Dezember 2015 um 13:00
image
  • chirurgie
  • spital
  • forschung
  • roboter
«Im OP herrscht quasi künstlerische Freiheit». Dies sagt Stefan Sauerland in der gedruckten Ausgabe des deutschen Gesundheitsmagazin «Apotheken Umschau».
Sauerland ist Professor und Experte für «Chirurgische Forschung». Er leitet seit Januar 2010 das Ressort «Nichtmedikamentöse Verfahren» beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Das IQWiG ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut des Bundesministeriums für Gesundheit und prüft Arzneimittel.

OP-Roboter «Robodoc» gestoppt 

In Deutschland besinnen sich Chirurgen spät, ihre Methoden wissenschaftlich zu prüfen, so Sauerlander. Anders als bei Arzneimitteln sind für neue OP-Techniken oder -Geräte keine aufwändigen Zulassungsverfahren nötig. 
So operierte der OP-Roboter «Robodoc» zehn Jahre lang Hüften, bis er wegen zu vieler Komplikationen gestoppt wurde.

Kritische Stimmen aus dem Ausland

Häufig kommen Sauerlander zufolge kritische Stimmen aus dem Ausland, etwa aus Grossbritannien, den USA oder Skandinavien, wo Methoden in Studien häufiger wissenschaftlich überprüft werden. 
In Deutschland bemüht sich inzwischen unter anderem das Studiennetz CHIRnet, solche Studien zu initiieren. Etwa 250 Krankenhäuser nehmen daran teil.

  • Pressemitteilung der «Apotheken Rundschau».  

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

Herzstiftung zeichnet Nachwuchsforscherinnen aus

Srividya Velagapudi und Vanessa Biemmi erhalten für ihre Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Albrecht von Haller Young Investigator Award.

image

Studie: Herzmedikament könnte Metastasen stoppen

Ein Forscherteam von ETH, USB, USZ und KSBL fand heraus, dass das etablierte Herzmedikament Digoxin bei Brustkrebs Metastasen verhindern könnte.

image

CHUV: Aus Spenderstuhl wird Medizin

Das Universitätsspital Lausanne ist das erste Schweizer Spital mit Swissmedic-Zulassung zur Herstellung eines Medikaments aus Fäkalbakterien.

image

Unfaire Behandlung? Beim Herzstillstand spielt das Geschlecht eine Rolle

Eine grosse Schweizer Studie zeigt bedenkliche Unterschiede: Frauen kommen nach einem Herzstillstand seltener auf die Intensivstation, werden laxer behandelt und sterben eher als Männer.

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.