Daniel Schmutz präsentiert sich als Anhänger des alten Versicherungsgedankens: Die Versicherung soll für wirklich teure Notfälle da sein. Teilkasko statt Vollkasko. Entsprechend stellt sich der CEO der Helsana Gruppe in einen Gegensatz zu Alain Berset und plädiert für eine Aufwertung der Franchise.
Während der Gesundheitsminister bei den Wahlfranchisen nach Einschränkungen sucht, fordert Schmutz hier Erhöhungen: «Wir sollten die Mindestfranchise wieder auf das Niveau setzen, das sie einmal hatte», sagte Schmutz in einem Interview mit der
«Handelszeitung» (Print). «Die Mindestfranchise ist seit 1996 nur einmal gestiegen – von 230 auf 300 Franken. Aber die Gesundheitskosten sind viel stärker gestiegen. Also ist die Mindestfranchise relativ zur Prämie heute viel tiefer als früher. Das müsste man anpassen.»
Das hiesse: Die Mindestfranchise läge dann bei rund 500 Franken, die Maximalfranchise bei gut 3'000 Franken.
Fortschritt ist nicht per se teuer
Im grossen Gespräch mit der HZ wandte sich Daniel Schmutz gegen die beliebte These, der medizinische Fortschritt und die Alterung der Gesellschaft seien Haupttriebkräfte der Kostenexplosion im Gesundheitswesen (auch dies zwei von Alain Berset gern vorgetragene Argumente).
«Es gibt viele Leute, die das behaupten. Nur stimmen beide Erklärungsansätze nicht», so Schmutz: «Technischer Fortschritt führt nicht per se zu teureren Produkten. Das ist in der Medizin nicht anders. Oft führt der medizinische Fortschritt zu mehr Effizienz.»
Scheinargumente in der Prämiendebatte
Insgesamt hat der Fortschritt bloss einen marginalen Einfluss auf die Prämienentwicklung – und auch die Altersentwicklung sei «nur ein Scheinargument in der Prämiendebatte».
Warum?
«Grundsätzlich fallen rund 80 Prozent der Gesundheitskosten in den letzten zwei Jahren vor dem Tod an. Egal, ob das Lebensende im Alter von 55 oder im Alter von 95 Jahren kommt.»
Und so verweist Schmutz auf das Konsumverhalten, auf die gestiegenen Ansprüche der Patienten, auch auf die überall lauernden Anreize zur Mengenausweitung. Der Hebel der Franchisen würde bei all diesen Problemfeldern etwas bewirken.
Niemand stört sich an Tripadvisor
En passant erwähnte der CEO, dass Helsana bald auch ein Spitalvergleichs-Angebot aufschalten dürfte. «Helsana wird den Kunden künftig auch verstärkt sagen, wo sie sich unserer Meinung nach behandeln lassen sollen». Auf die Frage der HZ, ob also noch ein Spitalvergleich geplant sei, meinte Schmutz: «Warum nicht? Niemand stört sich daran, dass Tripadvisor und Holidaycheck die gleichen Hotels bewerten. Aber wir versuchen schon, uns von den bisherigen Vergleichen abzuheben.»