Christian Wenk führt in Schenkon im Kanton Luzern eine Hausarztpraxis. Der frühere Schweizer Meister im Duathlon ist seit einem Velounfall vor fast 20 Jahren von der Brust an abwärts gelähmt. Doch damit nicht genug: Im Dezember 2017 mussten ihm nach einem Sturz seine Hüftgelenke durch Prothesen ersetzt werden. Doch bei der Operation, so vermutet der Mediziner, sei bei der Narkose etwas schief gelaufen. Er erlitt eine
Aspirationspneumonie,
wie er dem «Blick» erzählt. Für ihn als Arzt deute alles darauf hin, dass er während der Narkose einen Hirnschlag erlitten habe.
Wenige Tage später verliess Wenk gegen ärztlichen Rat das Kantonsspital Luzern (Luks) in Sursee: «Behandeln wollte man mich nicht und pflegen konnte ich mich zu Hause besser.» Zehn Tage später verschlechterte sich sein Zustand und er ging erneut in die Notaufnahme nach Sursee: Als er den Chefarzt auf einen Protheseninfekt aufmerksam machte, soll dieser ihn abgewimmelt haben. Die Punktion berge mehr Risiko als die Wahrscheinlichkeit, dass da wirklich ein Infekt sei, hiess es.
Das Vertrauen in die Ärzte war völlig zerstört
Vier Wochen später, wieder zu Hause, platzte die OP-Wunde an der linken Hüfte. Daraufhin suchte der 44-Jährige notfallmässig Hilfe in der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern. «Das Vertrauen in die Ärzte in Sursee war völlig zerstört», sagte er der Zeitung. Wenk wurde mehrfach operiert, später nach Nottwil zur Erholung verlegt. Doch der Infekt heilt nie richtig ab. Arbeiten
in seiner Hausarztpraxis war zuletzt nur noch halbtags und wegen der steifen Hüften liegend im Rollstuhl möglich.
Wenks Zustand war offenbar so komplex, dass ihn niemand behandeln wollte. Zwischen Januar und Juni 2018 suchte er weit über die Zentralschweiz hinaus einen Arzt, der bereit war, ihm zu helfen. Erst in Basel fand der Mediziner einen Arzt. Im Unispital Basel (USB) wurde Wenk schliesslich erfolgreich behandelt. Inzwischen durfte er das Spital wieder verlassen, ihm mussten allerdings beide Beine unterhalb der Knie amputiert werden.
«Als Patient ist man ihrem Urteil völlig ausgeliefert»
Der Hausarzt erzählt seine Geschichte, weil er die Öffentlichkeit wachrütteln möchte: «Selbst ich als Arzt wurde von meinen eigenen Kollegen nicht ernst genommen. Als Patient ist man ihrem Urteil völlig ausgeliefert», sagte Wenk der Zeitung «Blick». Das müsse sich ändern. «Patienten kennen ihren Körper. Sie fühlen, wenn etwas nicht stimmt – das sollten Ärzte ernst nehmen.»