Vor vierzig Jahren wurde das erste Kind geboren, dass mittels künstlicher Befruchtung gezeugt worden ist. Inzwischen kommt die künstliche Befruchtung - also eine In-vitro-Fertilisation (IVF) oder einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) - in der Schweiz häufig zum Einsatz. Jährlich werden 2000 Kinder geboren, die auf diesem Weg gezeugt wurden. Trotzdem wird bis heute diskutiert, ob eine künstliche Befruchtung Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder haben könnte.
Dieser Frage gingen auch Schweizer Forscher aus. Ihre Erkenntnisse haben sie im «Journal of the American College of Cardiology» publiziert. In der Studie «Association of Assisted Reproductive Technologies With Arterial Hypertension» haben die Forscher bei Teenagern 24-Stunden-Blutdruck-Messungen durchgeführt, wie der
«Tages Anzeiger» schreibt. Das Ergebnis erstaunt: Die mit IVF- und ICSI-Methoden gezeugten Kinder wiesen ein erhöhtes Risiko auf, an Bluthochdruck zu erkranken. Eine arterielle Hypertonie wurde bei 16 Prozent der IVF- und ICSI-Gruppe festgestellt. Bei dern restlichen Probanden lag der Wert bei nur 2,5 Prozent.
Ergebnis ist «frappant»
Im «Tages Anzeiger» sagt Mitautor Urs Scherrer vom Inselspital: «Das sollte jeden Kinderarzt wachrütteln». Er wolle keine Panik verbreiten, doch das Ergebnis sei «frappant». Es sei ratsam, bei 20-jährigen IVF- und ICSI-Personen eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchzuführen, so Scherrer weiter.
Doch was sind die möglichen Gründe für den erhöhten Blutdruck bei den Jugendlichen? Forscher Scherer sagt im Artikel, Stress während der in In-vitro-Periode könne epigenetische Veränderungen auslösen. Dadurch werde die Aktivitätsregulierung der Gene beeinflusst. «Viele dieser sogenannten Gen-Schalter werden unmittelbar nach der Befruchtung der Eizelle und kurz vor und nach der Geburt aktiviert». Wenn diese gestört werde, könne dies später das Auftreten von Krankheiten begünstigen.