Gesundheitsausgaben über 10'000 Franken pro Kopf und Jahr

Gemäss ETH Zürich nehmen die Gesundheitskosten dieses und nächstes Jahr um je rund 4 Prozent zu - mehr, als erwartet worden war. Arztpraxen sind die grössten Kostentreiber.

, 13. Juni 2017 um 13:31
image
  • gesundheitskosten
  • politik
Die Gesundheitsausgaben sind weiter im Aufwärtstrend: Vor dem Hintergrund des höheren Wirtschaftswachstums und der weiter fortschreitenden Alterung dürften sie gemäss der aktuellen KOF-Prognose im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent gestiegen sein. Dieses Jahr wird ein Wachstum von 4,1 Prozent erwartet, für 2018 wird ein Anstieg von 3,9 Prozent vorausgesagt.  
Die ETH-Forschungsstelle hat damit ihre eigenen Prognosen nach oben korrigiert: In der Herbstprognose 2016 hatte sie für 2016 ein Plus von 3,6 Prozent und für 2017 ein Plus von 3,9 Prozent vorausgesagt. 
Auch für 2015 wurden die Prognosen nach oben angepasst: Trotz des schwachen konjunkturellen Umfelds legten die Gesundheitsausgaben um 4,3 Prozent zu. Damit sind sie erstmals auf über 80 Milliarden Franken gestiegen. Dieses Jahr dürften sie 84 Milliarden erreichen. 

10'188 Franken pro Kopf

Als Gründe für den stärkeren Anstieg werden die gesamtwirtschaftliche Erholung und die steigende Anzahl älterer Menschen genannt. «Die Einsparungen durch die Überprüfung der Medikamentenpreise dürfte das Wachstum der Gesundheitsausgaben lediglich in geringem Umfang eindämmen», schreiben die Forscher. 
Pro Kopf ergeben sich Gesundheitsausgaben von 9'600 Franken (2016), 9'898 Franken (2017) und 10'188 Franken (2018).
Marko Köthenbürger, Anna Pauliina Sandqvist: «KOF Frühjahrsprognose der schweizerischen Gesundheitsausgaben, KOF, 13. Juni 2017
image
Wachstumsbeiträge nach Leistungen (KOF)

Stärkstes Wachstum: Arztpraxen

Die grössten Schübe sind 2017 und 2018 bei den Arztpraxen (plus 5,4 und 4,7 Prozent) sowie den anderen ambulanten Leistungserbringern (plus 6,7 und 5,8 Prozent) zu erwarten. Derweil bewegt sich das Ausgabenwachstum bei den Spitälern etwa auf dem Niveau des Gesamtmarkts. 
image
Wertschöpfung im Gesundheitswesen (KOF)

217'800 Beschäftigte

Der Anteil der Beschäftigten im Gesundheitswesen an der Gesamtbevölkerung nimmt langfristig zu und erhöhte sich von 4,9 Prozent im Jahr 1991 auf 7,1 Prozent im Jahr 2016. In dem Jahr waren im Gesundheitswesen 217'800 Personen beschäftigt (Vollzeitäquivalente). 
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich der Gesundheitssektor zu einem immer wichtigeren Zweig der Schweizer Wirtschaft. Das Verhältnis zwischen Gesundheitsausgaben und Bruttoinlandprodukt erreicht 12 Prozent. Der Anteil des Gesundheitswesens an der gesamten Wertschöpfung ist zwischen 1997 und 2014 von 3,7 auf 5,1 Prozent gestiegen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Koordinierte Versorgung: Netzwerke sind vom Tisch

Der Ständerat beriet über das Massnahmenpaket zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Er plädierte nun ebenfalls für Mengenrabatte bei umsatzstarken Medikamenten.

image

Spital Zofingen: Bundesrat findet Verkauf unproblematisch

SP-Nationalrat Cédric Wermuth warnte vor einer schleichenden Privatisierung der Grundversorgung – der Bundesrat sieht in der Übernahme des Spitals Zofingen durch SMN kein Problem.

image

BAG muss elf Millionen Franken sparen und 20 Stellen streichen

Das Bundesamt kürzt bei der Kinderarzneimittel-Datenbank, bei der Prävention und beim Strahlenschutz.

image

Kanton Bern hat neuen Leiter des Gesundheitsamtes

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat Philipp Banz zum Nachfolger von Fritz Nyffenegger an der Spitze des Gesundheitsamtes ernannt.

image

Mehr kompetente Patienten, weniger Behandlungen

Eine Erklärung von Vertretern des Gesundheitswesens fordern einen stärkeren Fokus auf Patienten – statt auf Profit und möglichst viele Behandlungen.

image

Demo gegen die Mängel in der Gesundheitsversorgung

Mehr Ausbildungsplätze, weniger Bürokratie: FMH, Pharmasuisse, ChiroSuisse, SSO und GST legten in Bern einen gemeinsamen Forderungskatalog vor.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.