Männer und Frauen werden in Gesundheitseinrichtungen gleich behandelt, könnte man meinen. Denn in Tat und Wahrheit gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in den Wartezeiten zu diagnostischen und therapeutischen Massnahmen. Dies geht aus einer aktuellen Studie aus den USA hervor, die soeben im Fachmagazin «JAMA Surgery» veröffentlicht wurde.
Demnach müssen sich Frauen in den Notaufnahmen von Spitälern länger auf die Versorgung als Männer gedulden. Im Schnitt warten weibliche Patienten dort 12 Minuten länger als männliche Patienten, um untersucht und behandelt zu werden. Männer müssen durchschnittlich 2 Stunden und 52 Minuten warten, während Frauen durchschnittlich 3 Stunden und 4 Minuten ausharren müssen.
Verzögerungen auch bei der «Triage»
Frauen müssen auch etwa 3 Minuten länger warten als Männer, um in den Notfallzentren «triagiert» oder priorisiert zu werden. Im Durchschnitt warten sie 52 Minuten auf die Triage, verglichen mit 49 Minuten bei Männern.
Die Ergebnisse dieser Studie basieren auf einer Analyse von Daten von über 28'000 Erwachsenen in den USA, die über einen Zeitraum von drei Jahren wegen schwerer Verletzungen wie etwa Wirbelsäulenverletzungen, Knochenbrüche oder Kopfverletzungen in Notaufnahmen von Spitälern behandelt wurden.
Gründe dafür sind noch unbekannt
Knapp 30 Prozent der in die Studie eingeschlossenen Patienten waren Frauen. Die weiblichen Patienten hatten gemäss Daten im Allgemeinen schwerere Verletzungen als die Männer.
Über die Gründe dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Dauer bis zur Versorgung ist allerdings noch wenig bekannt. Die Forscher der Feinberg School of Medicine der Northwestern Universität in Chicago wollen die möglichen Ursachen nun noch genauer untersuchen. Klar ist, dass längere Wartezeiten das Todesrisiko je nach Art des Gesundheitsnotfalls erhöhen könnten.