«Flächendeckende Test in Heimen längst überfällig»

Immer mehr Organisationen und Verbände fordern besseren Schutz für das Personal und die Patienten.

, 19. Januar 2021 um 14:36
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Nicht nur das Spitalpersonal ist stark gefordert, sondern auch die Mitarbeitenden in Alters- und Pflegeheimen. Dort ereignet sich die grosse Mehrzahl aller Corona-Todesfälle. Und der Mehraufwand in der Pflege führt zu einer enormen Belastung der Pflegenden, stellt zuletzt die Gewerkschaft Unia fest: durch Erkrankungen, verschärftem Personalmangel und die Begleitung von sterbenden Pflegebedürftigen.

Heime nicht allein lassen

Die Gewerkschaft fordert deshalb nun vom Bund und den Kantonen, «griffigere Schutzmassnahmen» zu beschliessen, statt die Heime allein zu lassen. «Es braucht regelmässige, flächendeckende Covid-19-Tests in Heimen und infizierte Pflegende müssen sich auch tatsächlich in Isolation begeben können.»
Politik und Gesundheitsbehörden haben laut Unia zu lange weggeschaut und die Verantwortung an die Institutionen delegiert, die mit manchmal besseren, manchmal schlechteren Schutzkonzepten versucht hätten, das Virus aus den Heimen zu halten.

Zusatzpersonal gefordert

Bundesrat und Kantone seien daher gefordert, die Heime entsprechend zu unterstützen: Sie müssten einerseits die Kosten für die Tests tragen, andererseits zusätzliches Personal für die Durchführung der Tests und die Pflege bereitstellen – sei dies durch den Aufbau von Personalpools, Zivilschutz- oder Zivildienstleistende oder allenfalls Armeeangehörige. 
Auch der Verband Curaviva ruft die Kantone auf, das Heimpersonal zur Prävention regelmässig (und kostenlos) zu testen. Für das Personal werden solche Tests auf freiwilliger Basis zum Beispiel bereits im Kanton Basel-Landschaft angeboten.

Stellenabbau verhindern

Heime und deren Mitarbeitende müssen aber nicht nur vor Infektionen, sondern auch vor den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie geschützt werden, wie die Gewerkschaft weiter schreibt. Nebst den zusätzlichen Kosten für die Pandemiebekämpfung führe die aktuelle Situation in vielen Heimen aufgrund weniger Eintritten und Todesfällen zu einer tieferen Auslastung der Betten.
Es besteht laut Unia die Gefahr, dass diese Kosten und Einbussen auf das Personal überwälzt und Stellen abgebaut werden. Bund und Kantone müssten sofort aktiv werden, die Heime gegebenenfalls finanziell unterstützen und drohende Stellenstreichungen verhindern, fordert die Gewerkschaft weiter. 

  • Lesen Sie auch: «SGNOR fordert Impfungen für gefährdetes Personal»

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