Schweizer Ärzteeinkommen sind weit entfernt von der Spitze

Geht es um Einkommen, sind Städte wie Genf und Zürich top – branchenübergreifend. Mit einer Ausnahme: die Einkommen der Allgemeinpraktiker. Diese sind im internationalen Vergleich alles andere als spitze, wie Zahlen der Grossbank UBS jetzt belegen.

, 1. Juni 2018 um 09:01
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Eine grosse Studie der UBS legt den Blick auf die Schweizer Ärzteeinkommen wieder etwas frei(er). Die Grossbank verglich im Frühling Unmengen von Zahlen aus über 70 Grossstädten: Lebenshaltungs-Kosten, Kaufkraft und auch die Einkommen – unter anderem im Gesundheitswesen.
Nicht ganz überraschend: Die beiden Schweizer Grossstädte Zürich und Genf schwingen überall oben aus. Bei fast allen der insgesamt 15 analysierten Berufen stehen beide an der Spitze der Einkommensliste (Earning Levels): Schreiner, Bau, Automech, Lehrer, Busfahrer, Sekretärin ... 

Automech top – Ärzte flop 

Aber eben nur bei fast allen: Die grosse Ausnahme bilden die Ärzteeinkommen. Hier schneidet die Schweiz im Vergleich relativ schlecht ab. Auf der Liste der Allgemeinpraktiker erscheint Genf mit umgerechnet 135'000 Franken Einkommen auf Rang 13, Zürich erst auf Platz 16 – mit knapp 119'000 Franken. 
An der Spitze ist die Stadt Wien mit einem Einkommen von über 215'000 Franken, gefolgt von New York und Luxemburg. Das Profil eines Allgemeinpraktikers (General Practitioner): Arzt in einem öffentlichen Spital mit mindestens zehn Jahre Erfahrung. Alter: 35-40. Die Zahlen hat die UBS aus Umfragen erhoben. 

Auch Pflege und MPA nicht an der Spitze

Etwas besser sieht es bei der Pflege (Nurse) aus. Die Rhonestadt Genf kommt mit 90'700 Franken vor Luxemburg auf Rang 2, während Zürich erst drei Ränge später mit 74'500 Franken erscheint. Das Profil hier: Abgeschlossene Ausbildung oder Studium mit mindestens zehn Jahre Erfahrung. Alter: 35.
Ein ähnliches Bild zeigt sich schliesslich bei den medizinisch praktischen Assistenten (Doctor's assistant): Genf mit 79'680 Franken vor Tel Aviv und Oslo auf Rang 3, Zürich mit 65'100 Franken auf Platz 7. Hier wird von einer abgeschlossenen Ausbildung mit mindestens fünf Jahre Erfahrung ausgegangen.
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Eigene Darstellung mit Daten der UBS («Cost of living in cities around the world»)

Grosse Gipfel – auch bei der Wertbeimessung

Besonders deutlich wird das schlechte Abschneiden der Schweizer Ärzteeinkommen im internationalen Vergleich, wenn diese mit dem Durchschnittseinkommen verglichen werden (siehe Grafik)
Kaum ein anderes Land weist einen derart grosse Differenz auf! Diese wird in der Darstellung oben durch die beiden Peaks (Gipfel) ersichtlich, wenn das Ärzteeinkommen in Genf und in Zürich mit dem durchschnittlichen (indexierten) Einkommen in der Schweiz verglichen wird. 
Klar muss relativiert werden, dass internationale Vergleiche von unterschiedlichen Gesundheitssystemen und auch Berufen immer auch Einschränkungen mitbringen. Doch die Analyse der UBS zeigt auch grob, dass die Einkommen nebst Marktsituation, Kompetenz, Belastung oder Verantwortung immer auch weitere Faktoren beinhalten. Denn anders lässt es sich nicht erklären, dass die Wertbeimessung derart vom Durchschnittsvergleich abweicht.
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