Erstmals haben Forschende der Uni Basel und des Kantonsspitals Aarau (KSA) den Effekt des DRG-Vergütungsmodells breit untersucht. Konkret geht es in der Studie um die Auswirkung der neuen Spitalfinanzierung auf die Liegedauer sowie auf die Spitalsterblichkeit und die Zahl der Wiedereintritte innerhalb von 30 Tagen.
So stieg die Rate der Patienten, die innerhalb von 30 Tagen nach der Entlassung erneut ins Spital kommen, von 14,4 Prozent auf 15,0 Prozent an. «Dieser leichte, aber signifikante Anstieg könnte möglicherweise auf verfrühte Entlassungen hinweisen», sagt Studienautor Alexander Kutz vom der Medizinischen Uniklinik am KSA. Allerdings liessen sich Kutz zufolge kausale Effekte nur schwer ableiten, da etwa die poststationäre Mortalität nicht in die Studie einbezogen wurde.
Kein Effekt auf Verweildauer
Anhand von Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) analysierten die Forscher über 2,4 Millionen Hospitalisierungen aus der ganzen Schweiz aus den Jahren 2009 bis 2015. Der untersuchte Zeitraum umfasst damit drei Jahre vor und vier Jahre nach dem Systemwechsel.
Alexander Kutz, Lara Gut, Fahim Ebrahimi, Ulrich Wagner, Philipp Schuetz and Beat Mueller: «Association of the Swiss diagnosis-related group reimbursement system with length of stay, mortality, and readmission rates in hospitalized adult patients», in: «JAMA Network Open». 2019Es zeigte sich ferner: Die Liegedauer ging über den ganzen Untersuchungszeitraum von 8 auf 7,2 Tage stetig zurück. Dieser Trend habe sich aber mit der Einführung des neuen Vergütungssystems nicht beschleunigt. Ähnliches gelte für die Spitalsterblichkeit: sie nahm über den ganzen Untersuchungszeitraum ab.
«Es braucht sensiblere Analysen»
Die in der Fachzeitschrift «JAMA Network Open» veröffentlichte Studie gewährt erstmals einen fundierten Einblick in die Auswirkungen von SwissDRG auf die Versorgungsqualität in Schweizer Spitälern, wie die Autoren schreiben. Sie zeige, dass es ergänzende, allenfalls sensiblere Analysen brauche, um den Effekt auf weitere Qualitätsindikatoren auf Ebene von Patienten, Personal und Spitälern zu untersuchen.
Im Januar 2012 wurde mit dem Fallpauschalensystem SwissDRG schweizweit eine einheitliche Tarifstruktur für stationäre Spitalleistungen eingeführt. Befürworter erhofften sich davon einen Abbau von Überkapazitäten, eine kürzere Aufenthaltsdauer sowie einen langsameren Kostenanstieg. Kritiker hingegen warnten vor verfrühten (sogenannt «blutigen») Spitalaustritten.