Corona: Das sagen Experten über Masken

Was jetzt? Bringen Masken etwas oder bringen sie nichts? Die Aussagen von Experten könnten widersprüchlicher nicht sein.

, 31. März 2020 um 14:58
image
  • coronavirus
  • forschung
  • marketing
Das Tragen von Masken zum eigenen Schutz oder zum Schutz der anderen müsste eigentlich keine so schlechte Idee sein. Das zumindest denkt sich der Laie.
Experten vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) finden das aber keine gute Idee. Wobei nicht ganz klar ist, ob ihre ablehnende Haltung einer inneren Überzeugung entspringt oder bloss eine Schutzbehauptung ist, weil es nicht genügend Masken hat.
«Nach wie vor gibt es keine gesicherte Evidenz, dass das Maskentragen in der Öffentlichkeit wirklich einen grösseren Schutzfaktor darstellt.» Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG. Zitiert am 31. März im «Echo der Zeit» auf Radio SRF 1.  
«Dass Masken die Übertragung des Virus bremsen können, ist aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich klar.» Marcel Salathé, Epidemiologe an der EHT Lausanne, in der NZZ vom 31. März.
«Beim Einkauf gilt in Österreich neu Masken-Pflicht. So eine Maske kostet nicht viel», Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kunz gemäss «Bote der Urschweiz» vom 31. März.
«Es ist nicht eine faule Ausrede, weil es nicht genug Masken gibt. Masken sind ein Witz in der allgemeinen Bevölkerung. Sie machen möglicherweise das Ganze nur noch schlimmer». Peter Jüni, Direktor Applied Health Research Center an der Universität Toronto, in der Sendung «Puls» vom 30. März.
«Jeder meint, dass der Mund-Nasen-Schutz nichts nützt. Dabei ist das eine gefährliche Fake News. Es ist doch logisch, dass ein Schutz vor Mund und Nase dagegen hilft, dass man das Virus einatmet. Selbst ein einfacher Papier- oder Textilschutz ist besser als nichts!» Johannes Bogner, Leiter Klinische Infektiologie an der Universität München. Erschienen am 30. März auf diversen Onlineplattformen.
«Eine Maske schützt die Augen nicht... Händehygiene gehört zwingend immer dazu.» Enea Martinelli, Spitalapotheker Interlaken, via Twitter am 30. März
«In einer gepoolten Analyse fanden wir keine signifikante Reduktion von Influenza-Übertragung unter Verwendung von Gesichtsmasken.» Studie der School of Public Health der Universität Hongkong. Erschienen im EID Journal, Band 26, Nummer 5, Mai 2020.
Nichtpharmazeutische Maßnahmen gegen pandemische Influenza in Einrichtungen außerhalb des Gesundheitswesens - persönliche Schutz- und Umweltmaßnahmen
«Wenn man Masken trägt, hat man das Gefühl, man sei besser geschützt. Und es führt wahrscheinlich dazu, dass gewisse Leute andere Vorsichtsmassnahmen weniger gut einhalten: dass man die Hände weniger wäscht, sich vielleicht mehr an die Maske und ins Gesicht fasst und vor allem, dass man Distanzen nicht einhält.» Daniel Koch, oberster Bekämpfer der Corona-Epidemie in der Schweiz. Er sagte das am 27. März  in der Sendung «10vor10».
«Meiner Meinung nach würden auch die kleinsten Schutzvorkehrungen helfen, die Übertragung des Virus zu stoppen. Der Bund rät davon ab, Schutzmasken zu tragen, weil wir aktuell viel zu wenig davon haben.» Hans Leimgruber, Hausarzt in Canobbio im Kanton Tessin, gesagt auf Watson vom 25. März.
«Fürs breite Publikum sind sie nicht, auch nicht für zuhause. Konsequenterweise müsste man dann auch noch eine Brille tragen mit Seitenabdeckung. Denn die Übertragung kann auch über die Augen erfolgen.» Nochmals Chefapotheker Enea Martinelli aus Interlaken, erschienen am 23. März auf seiner Website. 
«Masken sind knapp, das ist doch lange bekannt. Genau deshalb müssen sie für Berufe mit Patientenkontakt reserviert sein, denn dort wirken sie. In der Öffentlichkeit wirken Masken für den Fremdschutz. Also: selbst bauen oder durch Stoff ersetzen.» Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, via Twitter am 22. März.
«Masken in der Öffentlichkeit zu tragen, wie das im asiatischen Raum üblich ist, da gibt es keinen Beweis, dass das einen grösseren Einfluss hat.» Daniel Koch vom BAG  im «TalkTäglich» auf TeleZüri am 19. März. 
«Manche Infizierte erkranken gar nicht (asymptomatische Infektion), könnten den Erreger aber trotzdem ausscheiden. In diesen Fällen könnte das vorsorgliche Tragen von Behelfsmasken dazu beitragen, das Übertragungsrisiko zu vermindern.» Robert Koch Institut, Stand: 1. April.
«Der grosse Fehler in den USA und in Europa ist meiner Meinung nach, dass die Leute keine Masken tragen. (...) Sie müssen eine Maske tragen, denn wenn Sie sprechen, kommen immer Tröpfchen aus Ihrem Mund. Viele Menschen haben asymptomatische oder präsymptomatische Infektionen. Wenn sie Gesichtsmasken tragen, kann dies verhindern, dass Tröpfchen, die das Virus übertragen, entweichen und andere infizieren.» George Gao, Leiter des chinesischen Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten, im Wissenschaftsmagazin «Science»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

CHUV: Aus Spenderstuhl wird Medizin

Das Universitätsspital Lausanne ist das erste Schweizer Spital mit Swissmedic-Zulassung zur Herstellung eines Medikaments aus Fäkalbakterien.

image

BFS-Studie: Milliarden für Forschung und Entwicklung

2023 investierten Schweizer Privatunternehmen knapp 18 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Gesundheit bleibt der wichtigste Fokus.

image

Kampf gegen das Mittelmass: Die besten Medizin-Universitäten der Welt

Im «QS World University Ranking» erscheint die ETH als beste Schweizer Life-Sciences-Hochschule, und in der Zahnmedizin landen gleich zwei Schweizer Unis in den Top Ten. Immerhin.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Alzheimer-Prävention am Steuer? Navigieren könnte das Gehirn schützen

Ambulanz- und Taxifahrer sterben seltener an Alzheimer als andere Berufsleute. Dies lässt ahnen, dass das richtige Training vorbeugend wirkt.

image

Zigarettenab­fälle verbreiten resistente Keime

Wenn Zigarettenfilter in Gewässern landen, können sich darauf krankheitserregende Keime und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen ansiedeln, zeigt eine Studie.

Vom gleichen Autor

image

«Hospital at Home ist Medizin im Team»

Die Spitex will beim Konzept Hospital@Home von Beginn weg eine zentrale Rolle spielen. Das ist aber nicht überall der Fall.

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die ehemalige Geschäftsführerin von Palliative.ch, blickt auf ihre fünfeinhalbjährige Amtszeit zurück.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.