CHUV: Neue Bandagen für Brandopfer

Forscher aus der Romandie präsentieren eine neue Generation von biologischen Wundverbänden bei Verbrennungen. Die antibakterielle Wirkung kann die Sterblichkeitsrate bei Opfern verringern und die Heilung beschleunigen.

, 26. Februar 2016 um 11:13
image
Das Centre hospitalier universitaire vaudois CHUV entwickelt seit 2005 zusammen mit einem Konsortium von Schweizer Forschern neuartige Wundverbände und -bandagen für Brandopfer. Das biologisch abbaubare Material basiert auf einer Technologie aus tierischem Kollagen und Vorläuferzellen, die sich rasch multiplizieren.
Die neue Version funktioniert als Gazebinde aus Kollagen, worauf von der Universität Bern entwickelte Vorläuferzellen und sogenannte Dendrimere, antibakterielle Polymere, deponiert sind. 
Wenn der Verband in einer bakterieninfizierten Brandwunde zur Anwendung kommt, wandern einige Dendrimere in die Wunde und zerstören die Mikroben rund um den Verband. Andere Dendrimere verbleiben in der Bandage und bauen eine Barriere gegen Eindringlinge.
Dominique Pioletti vom Bereich Biomechanik der EPFL präzisiert: «Bakterien finden in Wundverbänden ein günstiges Umfeld für ihre Verbreitung. Es ist daher notwendig, dass einige Dendrimere im Verband verbleiben, um Eindringlinge zu vernichten.» Die Lausanner ETH erarbeite die Integration der Dendrimere in den biologischen Verband sowie deren optimales Zusammenwirken.

Sterblichkeitsrate bei Brandopfern senken, schnellere Heilung

Die neue Technologie deckt ein grosses Bedürfnis ab. «Aktuell wenden wir grosse Sorgfalt bei unseren Patienten auf. Die Verbände, welche oft fast den ganzen Körper bedecken, müssen über Monate täglich gewechselt werden. Und trotzdem lassen sich Infektionen dadurch nicht immer verhindern», erklärt Lee Ann Laurent-Applegate vom CHUV. Die Medizinerin ergänzt: «Es ist auch nicht möglich, allen Patienten vorbeugend Antibiotika zu verschreiben, um sie resistenter zu machen.»
Die neuen Verbände packen das Infektionsproblem beim Schopf und können der Sterblichkeitsrate durch Infektionen in Brandwunden entgegenwirken und gleichzeitig die Wundheilung günstig beeinflussen.



Direkt zur Medienmitteilung des CHUV: «Pansements anti-infectieux pour soigner les grands brûlés».
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Unfaire Behandlung? Beim Herzstillstand spielt das Geschlecht eine Rolle

Eine grosse Schweizer Studie zeigt bedenkliche Unterschiede: Frauen kommen nach einem Herzstillstand seltener auf die Intensivstation, werden laxer behandelt und sterben eher als Männer.

image

Diese Studien könnten demnächst die Medizin verändern

Experten kürten für das Fachmagazin «Nature Medicine» jene klinischen Studien, die demnächst die Landschaft neu prägen könnten – darunter ein Projekt von Novartis.

image

Musik ist ein chirurgisches Hilfsmittel

Wer nach einer Operation Musik zu hören bekommt, benötigt weniger Schmerzmittel, hat weniger Ängste – und auch sonst bessere Werte. Am US-Chirurgenkongress wurden dazu vielversprechende Ergebnisse präsentiert.

image

BFS-Studie: Milliarden für Forschung und Entwicklung

2023 investierten Schweizer Privatunternehmen knapp 18 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Gesundheit bleibt der wichtigste Fokus.

image

Seltene Krankheiten: Mehr Zulassungen, aber wenig Zusatznutzen bei Orphan Drugs

Über die Hälfte der neuen Medikamente bieten keinen echten Fortschritt. Und kaum je schaffen sie neue Lösungen für seltene Erkrankungen ohne Behandlungsmöglichkeiten.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

Vom gleichen Autor

image

Katar sucht 4000 Fachpersonen aus der Gesundheitsbranche

Die Gesundheits-Strategie 2022 des Emirats will die medizinische Versorgung massiv abbauen. Der Wüstenstaat will 4000 Fachpersonen aus aller Welt rekrutieren.

image

Swiss Medtech Award: Das sind die drei Finalisten

Drei Unternehmen zeigen den State of the Art: Es geht um präzisere Tumor-Operationen, um Trainingshilfen für Schlaganfall-Patienten – und um Operationen in den Tiefen des Auges.

image

«Beeindruckend hoch»: Jeder dritte Arzt steigt aus

Neue Daten machen es offensichtlich: Die Gesundheitsbranche kann ihr Personal nur schlecht halten. Viele steigen aus. Und die meisten wechseln dann den Beruf und die Branche.