Baselland: Die Frauenklinik soll bleiben

Auch der VPOD stellt sich hinter das Bruderholz-Spital. Dabei macht die Gewerkschaft vor allem Front gegen die Auslagerung von Frauenklinik und Gynäkologie ans private Bethesda-Spital.

, 23. September 2015 um 08:07
image
Keine Transparenz, kein Einbezug der Sozialpartner, keine öffentliche Diskussion: Der VPOD und Angestellte des Kantonsspitals Baselland protestieren gegen die Art und Weise, wie die Frauenklinik aus dem Bruderholz-Spital herausgelöst werden soll.
In einem offenen Brief an den kantonalen Gesundheitsdirektor Thomas Weber äussern sich die Angestelltenvertreter «empört» über das Vorgehen.

«Zu gewissen Bedingungen»

Man habe zwar grundsätzlich Ja gesagt zur Bildung einer gemeinsamen Spitalgruppe aus Kantonsspital Baselland und Universitätsspital Basel – doch dies «unter gewissen Bedingungen». Zu diesen Bedingungen zählen, so der offene Brief, «sorgsamer Umgang mit den Angestellten, keine Kündigungen, Verbesserung der Stellenschlüssel» sowie: «keine Privatisierungen».
Doch kurz nach den Fusionsplänen kam die Meldung, dass Gynäkologie und Geburtshilfe am Bruderholz-Spital geschlossen werden sollen – beziehungsweise dass das Angebot in die Privatklinik Behtesda verlagert wird: «Geburten und stationäre gynäkologische Behandlungen werden künftig im Bethesda statt im Bruderholz durchgeführt», so damals die Mitteilung.

«Viel zu hohe Kaiserschnittrate»

Für den VPOD heisst dies, dass damit ein wichtiger Teil der Grundversorgung der Frauen privatisiert würde. 
Keine Privatisierung der Frauenklinik! – so also eine Forderung des offenen Briefs. «Wir sind empört, dass diese für die Frauen wichtigen medizinischen Leistungen an ein Privatspital gehen sollen, das keinen Notfall führt, keine Ärzte ausbildet, keine Kompetenzen hat für Frühgeburten und das eine viel zu hohe Kaiserschnittrate aufweist.»

«Leere Floskel»

Die geplante Privatisierung sei letztlich ein Verstoss gegen Treu und Glauben. Denn im Vorfeld der Auslagerung der Spitäler sei den Kritikern versprochen worden, dass das KSBL ein öffentlich-rechtliches Spital bleibt. So stehe es auch im Spitalgesetz.
Fazit: «Der VPOD ist befremdet, dass diese Zusage drei Jahre später zur leeren Floskel wird.»
Überhaupt mache das rasche Herausbrechen der Frauenklinik aus dem Bruderholz ein permanentes Provisorium. Querschnittsfunktionen wie Labor, Radiologie oder Anästhesie wären vom Weggang der Frauenklinik stark betroffen; zum Beispiel seien die Mammographien ein wesentlicher Anteil der Leistungen der Radiologie. 

«Sie haben keine Informationen über den Prozess»

Der VPOD fordert also vom Regierungsrat, dass die Frauenklinik Bruderholz im Rahmen der gemeinsamen Spitalgruppe eingeplant wird und ein Teil der öffentlichen Gesundheitsversorgung bleibt.
Weiter beklagt die Gewerkschaft, dass die betoffenen Angestellten der Frauenklinik in keiner Weise einbezogen werden: «Sie haben keine Information über den Prozess. Das einzige, das sie wissen, ist, dass es die Frauenklinik im ersten Quartal 2016 so nicht mehr geben soll.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

GZO Spital: Nationale Zertifizierung für Behandlung von Beckenbodenleiden

Die Frauenklinik in Wetzikon ist als erstes Schweizer Spital in den Qualitätsverbund Beckenboden aufgenommen worden.

image

Kantonsspital Baselland ordnet die Geschäftsleitung neu

Der derzeitige medizinische Jörg Leuppi übernimmt die neu geschaffene Funktion des Chief Academic Officer. Lukas Rist bleibt CEO.

image

Zwei Professoren für Palliative Care am Bethesda Spital

Am Bethesda Spital Basel arbeiten erstmals zwei Professoren der Palliative Care Seite an Seite: Christopher Böhlke wurde zum Titularprofessor der Universität Basel ernannt und ergänzt damit das Team um Chefarzt Jan Gärtner.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.

image

Basel: Privatspitäler lösen ihren Verband auf

Die Basler Privatspitäler-Vereinigung wird liquidiert. Man wolle «den Austausch zukünftig offen und flexibel angehen», so die Erklärung.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.