Das Phänomen gibt es ja auch bei uns: Einzelne Spitäler und Kliniken wechseln das System, zumindest in bestimmten Bereichen. Belegärzte werden durch angestellte Ärzte ersetzt, teils wird auch einfach ein Chefarzt-System eingeführt. Dies geschieht meist bei Wachstums- und Spezialisierungs-Schüben, und es gilt denn auch als Mittel der Professionalisierung.
Das Phänomen gibt es auch in den USA, und nun ist dieses Land so gross, dass sich die Sache statistisch auswerten lässt: Wie verändert sich die Qualität der Spitalarbeit, wenn mehr Ärzte angestellt werden (und weniger als Belegärzte präsent sind)? Dieser Frage gingen nur vier Forscher der Harvard Medical School nach.
Sie nahmen dabei den Zeitraum zwischen 2003 und 2012 und stellten fest: Hatten zu Beginn dieses Zeitraums nur 29 Prozent der US-Spitäler festangestellte Ärzte, so stieg der Anteil bis 2012 auf 42 Prozent. Konkret fanden Kirstin W. Scott et al. landesweit 803 Spitäler, die mindestens einem – meist also mehreren – ihrer Belegmediziner im Verlauf dieser Jahre eine feste Anstellung gaben.
Dann nahmen sie eine andere Gruppe von 2'085 Krankenhäusern, bei denen sich in den Anstellungsverhältnissen nichts änderten. Und schliesslich verglichen sie die Sache mit offiziellen Qualitäts-Massstäben wie Mortalität, Rückfälligkeit (Wiedereinlieferungen), Patientenzufriedenheit und Aufenthaltsdauer.
Trockene Konklusion
Das Resultat: Es änderte sich wenig. In den zwei Jahren nach der Anstellung beziehungsweise den Anstellungen liess sich bei keinem der vier Qualitäts-Aspekten ein Zusammenhäng zu Veränderungen festmachen.
Und so schreiben die Autoren in der Conclusion trocken: «Im letzten Jahrzehnt wandelten sich die Spitäler verstärkt zu Arbeitgebern von Ärzten. Die Ergebnisse unserer Studie suggerieren, dass die Anstellung von Ärzten allein kein ausreichendes Mittel ist, um die Spitalqualität zu verbessern.»