«Skandalös» sei es, dass die Impfdaten des elektronischen Impfdossiers «meineimpfungen.ch» nun definitiv verloren seien: So deutliche Worte brauchte die Ärzteverbindung FMH, als Medinside nachfragte, wie es nun weitergehen sollte.
FMH versuchte zu retten, was zu retten war
Letzte Woche musste das Bundesamt für Gesundheit (BAG)
eingestehen, dass nichts mehr zu retten sei von den Daten im elektronischen Impfbüchlein.
Die FMH habe alles darangesetzt, die Daten von «meineimpfungen.ch» wenigstens den Nutzern wieder zugänglich zu machen. Das sei aber nur für einen Teil gelungen und nur bis letzten November, solange die Plattform noch nicht Konkurs angemeldet hatte.
Beim Arzt oder der Ärztin nachfragen
Zurzeit seien die Betroffenen hilflos, räumt die FMH ein. «Es besteht einzig die Möglichkeit, bei den Ärztinnen und Ärzten, welche die Impfung durchgeführt haben, nachzufragen, ob diese in ihrem Dokumentationssystem gespeichert und somit dem Patienten wieder zugänglich gemacht werden können.»
Es gäbe durchaus eine gute Lösung für ein neues elektronisches Impfdossier, ist die FMH überzeugt. Das zeige auch die
Studie der Berner Fachhochschule, über welche Medinside ebenfalls berichtet hat. Diese zeigt, wie die Schweiz einen sicheren elektronischen Impfausweis aufbauen könnte.
FMH will keine zwingende Anknüpfung ans EPD
Der Bund und die Kantone wollen bis Ende Jahr einen neuen elektronischen Impfausweis anbieten, der Teil des elektronischen Patientendossiers (EPD) sein soll. Diese Verknüpfung mit dem sowieso heftig umstrittenen EPD ist für die FMH allerdings nicht verhältnismässig.
«Ein Impfdossier sollte nur schon wegen der Datensparsamkeit unabhängig vom EPD eröffnet werden können», findet die FMH.
Apotheker bedauern
Weniger dezidiert äussern sich die Apotheken zum Debakel des elektronischen Impfdossiers: «Wir bedauern, dass die Daten gelöscht werden müssen und verloren gehen», antwortet Yves Zenger, Mediensprecher des Apothekenverbands Pharmasuisse auf die Anfrage von Medinside.
Ob der neue elektronische Impfausweis auf dem EPD oder auf einer anderen sicheren Plattform gespeichert wird, ist für Pharmasuisse zweitrangig. «Das Dossier muss vollständig und für alle Leistungserbringer, die impfen, zugänglich sein», findet Pharmasuisse.
Löschung der Daten kann teure Folgen haben
Patienten und Ärzte, die sich auf den digitalen Impfausweis verlassen haben, kostet die Löschung der Daten nun unter Umständen viel Geld. Das hat der «Tages-Anzeiger» ausgerechnet.
Eine Person, die sich nachimpfen lässt, muss mit Kosten von 250 Franken für Impfstoffe sowie mit Arztkonsultationen von 150 bis 300 Franken rechnen.