Ärzte-Innovationen: Zur Nachahmung empfohlen

Eine Landarztpraxis, die sich um den medizinischen Nachwuchs kümmert. Eine Palliativeinrichtung, die Patienten den Verbleib in der Gemeinde ermöglicht. Und ein Konzept gegen Gesundheitsmuffel: In Deutschland wurden die innovativsten Arztpraxen gekürt.

, 16. Februar 2016 um 08:03
image
  • praxis
  • ärzte
Innovationspreise für Unternehmer gibt es hier zu Lande zuhauf. Aber für Arztpraxen? Dabei sind Mediziner zunehmend dem Wettbewerb ausgesetzt und müssen ihre unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. 
In Deutschland gibt es seit Jahren den Wettbewerb «Die innovative Arztpraxis», der von Springer Medizin und UCB Pharma ausgerichtet wird. Die Preisträger der jüngsten Austragung stehen nun fest; sie wurden in der deutschen Ärztezeitung publiziert (login)
Karlheinz Gast, Geschäftsführer für Innere Medizin von UCB Pharma, lobte die Ideen der Preisträger. Von ihren Innovationen könnten durch Nachahmung auch Patienten in anderen Regionen profitieren. Dies sind die Gewinner: 

1. Platz

Sieger ist der Internist und Neurologe Georg Steinfurth mit seinen Praxen im Hochschwarzwald. Im Jahr 2003 fing er mit 300 Patienten an, heute betreut er mit seinem Team 3'000 Patienten pro Quartal. Das Team besteht aus fünf bis sechs Ärzten, medizinischen Fachangestellten und Praxisassistentinnen, einem Physiotherapeuten und sogar einem Pastor. Dies in zwei Doppelpraxen, die sieben Kilometer voneinander entfernt sind. 
Steinfurth entwickelte zusammen mit seiner Frau, die als Praxismanagerin arbeitet, ein ganzheitliches Konzept namens «s'Doc Hüsli», das sich nicht nur auf die Patientenversorgung konzentriert, sondern auch auf die Gewinnung von Nachwuchsärzten, soziales Engagement, Lehre und Ausbildung sowie die seelisch-geistige Gesundheit. Kollegen versucht Steinfurth für die Landarztarbeit zu begeistern, indem er ihnen Arbeitszeiten anbietet, die sich mit der Familie vereinbaren lassen. 

2. Platz

Der zweite Platz geht an die Gemeinschaftspraxis Michael Pohling und Ekkehard und Carla Martin aus Niedersachsen. Sie entwickelten eine gemeindeeigene Palliativversorgung. Dafür arbeiten die drei Palliativmediziner mit einem ambulanten Pflegedienst sowie einem lokalen Alters- und Pflegeheim zusammen. 
Das Heim stellt Betten in vier speziell eingerichteten Räumen zur Verfügung, in denen Palliativ-Patienten vom ambulanten und stationären Pflegepersonal gemeinsam versorgt werden. «Das ist die wohnortnahe Alternative zum Hospiz und hat den Vorteil, dass die Patienten von vertrauten Menschen umgeben sind», wird Carla Martin zitiert.  

3. Platz

Den dritten Platz belegte die Gemeinschaftspraxis von Mark Schäfer und Henrik Lamers aus Heidelberg. Die beiden haben vor drei Jahren einen Check-up und eine Sprechstunde für werdende Väter etabliert. Ziel ist es, Männer - viele von ihnen Gesundheitsmuffel - zu einem Arztbesuch zu ermuntern. 
Dafür legen die Mediziner Flyer mit ihrem Angebot bei Hebammen, Frauenärzten oder in den Geburtshilfeabteilungen aus. Die Idee: Die schwangeren Frauen sollen ihre Partner zum Arzt schicken, damit auch diese sich mal durchchecken lassen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Medbase expandiert in der Westschweiz

In Bulle plant die Praxis-Gruppe ein neues medizinisches Zentrum.

image
Gastbeitrag von Esther Wiesendanger

Da sind steigende Gesundheitskosten ja nur logisch

Getrennte Apotheken in Gruppenpraxen, Impfverbote in der Pflege, teure Zusatzkontrollen: Groteske Behörden- und Kassenentscheide lähmen die Versorgung. Sind wir Ärzte eigentlich Komiker?

image

Pallas Kliniken streichen 20 Stellen

Das Familienunternehmen will sich am Hauptsitz in Olten auf weniger Fachbereiche fokussieren.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Münchner Arzt vor Gericht wegen Sex während Darmspiegelung

Ein Arzt soll während Koloskopien 19 Patientinnen sexuell missbraucht haben. Er sagt, die Vorwürfe seien erfunden und eine Intrige.

image

Pflege- und Ärztemangel: Rekordwerte bei offenen Stellen

Die Gesundheitsbranche bleibt führend bei der Suche nach Fachkräften. Laut dem neuen Jobradar steigen die Vakanzen in mehreren Berufen wieder – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.