In einem Artikel in der bekannten Zeitschrift «Harvard Business Review» (HBR) regen Management-Theoretiker eine interessante Diskussion an: Unter dem Titel «Why The Best Hospitals Are Managed by Doctors» plädieren die Wissenschaftler für die entscheidenden Vorteile von Ärzten in Führungspositionen im Gesundheitswesen.
Während Mediziner lange Zeit zu «heroischen einsamen Heilern» ausgebildet wurden, habe sich dies in den letzten Jahren geändert. Und das sei auch gut so, schreiben James K. Stoller, Amanda Goodall und Agnes Bäker.
Die drei Managementforscher – James Stoller ist zugleich Arzt – führen drei Hauptargumente ins Feld gegen die Trennung von klinischen und Management-Know-How:
- Positive Korrelation zwischen von Ärzten geführten Spitälern und Qualität: Die Autoren zitieren Studien, wonach die «Spital-Qualität» um 25 Prozent höher sei, wenn ein Spital von einem Arzt geführt werde. Ausserdem nennen die Wissenschaftler als Beispiel die sehr erfolgreichen US-Kliniken Mayo und Cleveland, die seit deren Gründung von Ärzten geführt werden.
- Ärzte-CEOs erhöhen automatisch die Glaubwürdigkeit: Dabei zitieren die Autoren Cleveland-CEO Toby Cosgrove. Der Arzt und Manager spricht hier von «Peer-to-Peer-Glaubwürdigkeit». Ein Grund sei die Gemeinsamkeit in Ausbildung und Erfahrung («walked the walk»). Die hohe Glaubwürdigkeit wirkt sich laut Cosgrove zudem positiv auf Anspruchgsruppen wie Mitarbeitende, Patienten oder Pharma aus.
- Richtiges Training erhöht die Anzahl qualifizierter Ärzte in Führungsrollen: In der Regel verfügen Ärzte über keine formale Führungsausbildung. Spezielle Management-Trainingsprogrammen für Mediziner beweisen aber laut den Wissenschaftlern den Erfolg. Dies eröffne grosses Potential, damit sich Ärzte erfolgreich für Führungsrollen vorbereiten könnten.
Die empirische Evidenz zeigt tatsächlich, dass bessere Spitäler – gemessen an dem Abschneiden in Rankings – von Ärzten geleitet werden, wie Mitautorin Agnes Bäker gegenüber Medinside erklärt. «Die Kausalität ist allerdings noch nicht eindeutig, und auch die Gründe für den Zusammenhang sind noch nicht klar». Dazu braucht es noch mehr Forschung; die Wissenschaftler arbeiten derzeit an einer Studie dazu.
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