Warum erfolgreiche Spitäler von Ärzten geführt werden

Ärzte in Führungspositionen scheinen «effektivere Manager» zu sein als Nicht-Mediziner. Gerade weil sie Ärzte sind, sagen jetzt Managementforscher.

, 3. Januar 2017 um 10:44
image
  • spital
  • ärzte
  • forschung
In einem Artikel in der bekannten Zeitschrift «Harvard Business Review» (HBR) regen Management-Theoretiker eine interessante Diskussion an: Unter dem Titel «Why The Best Hospitals Are Managed by Doctors» plädieren die Wissenschaftler für die entscheidenden Vorteile von Ärzten in Führungspositionen im Gesundheitswesen. 
Während Mediziner lange Zeit zu «heroischen einsamen Heilern» ausgebildet wurden, habe sich dies in den letzten Jahren geändert. Und das sei auch gut so, schreiben James K. Stoller, Amanda Goodall und Agnes Bäker.
Die drei Managementforscher – James Stoller ist zugleich Arzt – führen drei Hauptargumente ins Feld gegen die Trennung von klinischen und Management-Know-How:
  • Positive Korrelation zwischen von Ärzten geführten Spitälern und Qualität: Die Autoren zitieren Studien, wonach die «Spital-Qualität» um 25 Prozent höher sei, wenn ein Spital von einem Arzt geführt werde. Ausserdem nennen die Wissenschaftler als Beispiel die sehr erfolgreichen US-Kliniken Mayo und Cleveland, die seit deren Gründung von Ärzten geführt werden. 
  • Ärzte-CEOs erhöhen automatisch die Glaubwürdigkeit: Dabei zitieren die Autoren Cleveland-CEO Toby Cosgrove. Der Arzt und Manager spricht hier von «Peer-to-Peer-Glaubwürdigkeit». Ein Grund sei die Gemeinsamkeit in Ausbildung und Erfahrung («walked the walk»). Die hohe Glaubwürdigkeit wirkt sich laut Cosgrove zudem positiv auf Anspruchgsruppen wie Mitarbeitende, Patienten oder Pharma aus.
  • Richtiges Training erhöht die Anzahl qualifizierter Ärzte in Führungsrollen: In der Regel verfügen Ärzte über keine formale Führungsausbildung. Spezielle Management-Trainingsprogrammen für Mediziner beweisen aber laut den Wissenschaftlern den Erfolg. Dies eröffne grosses Potential, damit sich Ärzte erfolgreich für Führungsrollen vorbereiten könnten. 
Die empirische Evidenz zeigt tatsächlich, dass bessere Spitäler – gemessen an dem Abschneiden in Rankings – von Ärzten geleitet werden, wie Mitautorin Agnes Bäker gegenüber Medinside erklärt. «Die Kausalität ist allerdings noch nicht eindeutig, und auch die Gründe für den Zusammenhang sind noch nicht klar». Dazu braucht es noch mehr Forschung; die Wissenschaftler arbeiten derzeit an einer Studie dazu.

James K. Stoller, Amanda Goodall, Agnes Baker, «Why The Best Hospitals Are Managed by Doctors», Harvard Business Review, 27. Dezember 2016.


Über die Autoren: 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.