Ärzte am Spital Muri verzichten jetzt auf das Händeschütteln

In der Tagesklinik des Aargauer Spitals Muri geben die Ärzte ihren Patienten neuerdings nicht mehr die Hand.

, 23. August 2018 um 09:21
image
  • spital
  • ärzte
  • infektiologie
  • spitalhygiene
«Lächeln statt Händedruck»: So lautet seit März das Motto am Spital Muri. Es gehe bei der Aktion darum, die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern, sagt Mediensprecherin Martina Wagner gegenüber der Zeitung «20 Minuten». In der Tagesklinik würden Patienten mit sehr unterschiedlichen Erkrankungen behandelt, weshalb spezielle Vorsicht geboten sei. Die Reaktionen seien überwiegend positiv.
Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) ziehen sich in der Schweiz jedes Jahr 70'000 Patienten eine Infektion mit Spitalkeimen zu, für 2'000 davon hat die Ansteckung tödliche Folgen. Auf einem Info-Aushang für die Patienten schreibt das Aargauer Spital: «Laut WHO werden 80 Prozent aller Infektionskrankheiten über die Hände übertragen.»

Grosse Spitäler wollen nicht nachziehen

Diese Praxis sei in der Schweiz ein Novum, dem BAG sei kein weiterer Fall bekannt. Auf den Handschlag zu verzichten ist laut Daniel Koch sicherlich nicht falsch, aber auch nicht die Lösung aller Probleme. «Der grösste Teil der Krankheitsübertragungen passiert bei der Pflege und nicht bei der Begrüssung», sagt der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG.
Grössere Spitäler wollen den Händedruck aber beibehalten. «Händeschütteln ist in unserer Kultur fest verankert, es ist eine Form der Kontaktaufnahme und des gegenseitigen Respekts», zitiert die Zeitung auch Stefan Kuster, Leitender Arzt der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich (USZ).
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Schauen Sie genau, wen Sie heiraten – das meine ich ernst.»

Seilschaften, starre Regeln und intransparente Gehälter bremsen Frauen auf dem Weg zur Chefarztposition. Rückhalt daheim ist entscheidend – und Teilzeit ist problematisch: Das sagt Susanne Renaud, Chefärztin Neurologie am Spital Neuenburg.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

«Als Arzt nach Deutschland – warum nicht?»

Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.