Achtung: Sedierter Patient hört mit …

Zumindest wenn sein Smartphone mitsamt Aufnahmefunktion wach bleibt. Ein Fall, der zur Warnung dienen kann.

, 22. Juni 2015 um 09:20
image
  • arbeitswelt
  • praxis
Diese Behandlung wurde teuer. 500'000 Dollar muss ein Ärzteteam an einen Patienten überweisen, über den es sich herablassend geäussert hatte und dem es auch falsche Angaben gemacht hatte. 
Der entscheidende Punkt: Der Patient war gut dokumentiert. Die Fauxpas' geschahen zwar, während der Mann in Narkose lag, aber sein Smartphone hatte während der Behandlung aufgenommen. Und jetzt kann sich jedermann den Ablauf via «Washington Post» anhören.
Der Mann aus Vienna, einer Stadt im US-Bundesstaat Virginia, hatte sich einer Koloskopie unterzogen. Laut eigenen Angaben übte er davor, wie man das Smartphone auf «Aufnehmen» drückt, um nachher die Instruktionen des Gastroenterologen perfekt aufnehmen zu können. Als er später auf dem Nachhauseweg auf «Play» drückte, fiel er aus allen Wolken.

«Lust, dir ins Gesicht zu schlagen»

Denn während er sediert war, hatte sein Gerät bereits alles aufgenommen – und die Gespräche der Medizinpersonen waren doch gewöhnungsbedürftig. «Schon nach fünf Minuten beim Vorgespräch hatte ich Lust, dir ins Gesicht zu schlagen», sagte zum Beispiel die Anästhesistin, offenbar an den Patienten gewandt. 
Und als die Assistentin auf einen Ausschlag hinwies, meinte sie: «Hast du Siphilis auf deinem Arm oder so was? Es ist wahrscheinlich Tuberkulose im Penis, das wird schon.» In diesem Sinne ging es fröhlich weiter.

Ein Gespräch, das nicht stattfand

Fatal wurde die Sache, weil das Team offenbar am Ende vereinbarte, dem Patienten auch noch ein gefälschtes Diagnosepapier zu übergeben und dabei gleich zu suggerieren, er habe ein abschliessendes Gespräch mit dem Gastroenterologen gehabt und könne sich einfach nicht mehr erinnern.
Es lief, wie es gerade in den USA laufen muss: Nach einem dreitägigen Prozess vor dem zuständigen Bezirksgericht in Fairfax wurde die Praxis der Anästhesistin zur happigen Straf- und Genugtuungszahlung verurteilt.

  • «Patient wins lawsuit after anesthesiologist mocks him during surgery», in: WTOP
  • «Anesthesiologist trashes sedated patient — and it ends up costing her», in: «Washington Post»

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Tardoc: Dem Ziel «ein gutes Stück näher»

Dass der Bundesrat bei den ambulanten Tarifen aufs Tempo drückt, findet breite Zustimmung in der Branche.

image

Der Tardoc soll 2026 in Kraft sein

Zugleich genehmigte der Bundesrat die Einführung der ambulanten Pauschalen – im Grundsatz.

image

Taxpunkte: Teil-Einigung in der Ostschweiz

Die Ärztegesellschaften und die HSK beschliessen 3 Rappen höheren Taxpunktwert.

image
Kommentar von Anne-Geneviève Bütikofer und Verena Nold

Ja zum neuen Arzttarif – aber nur mit ambulanten Pauschalen

Ein neues ambulantes Tarifsystem muss Pauschalen mit dem Einzelleistungstarif Tardoc kombinieren. Nur so lässt sich die Effizienz im Gesundheitswesen steigern.

image

Diversity im OP: Ein Frauenanteil von 35 Prozent rettet Leben

Eine weitere Studie zeigt, dass gemischte Anästhesie- und Chirurgie Teams gut sind für die Qualität.

image

Aargauer Spitalärzte erhalten bezahlte Forschungszeit

Ein neues Forschungsangebot für Spitalärzte: Sie dürfen bis zwei Jahre forschen – neben dem Klinikalltag.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.