Abnehmen mit Apps? Das wird schwer überschätzt

Was jeder Hausarzt ahnte, wird jetzt durch einen Test bestätigt: Ein Zettel mit Diät-Tipps ist ebenso nützlich wie elektronische Programme zum Gewichtsabbau.

, 11. November 2015 um 08:28
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Dieser Test wurde an der renommierten Duke University in North Carolina durchgeführt – und er könnte sich als schwerer Schlag für die Fitnesstracker-Idee entpuppen. Buchstäblich.  
Die Aussage lautet nämlich: Elektronische Gewichtsreduktions-Programme und Diät-Apps nützen auch nicht mehr als irgend ein Blatt Papier, auf dem der Arzt seinem Patienten gute Ratschläge nach Hause gibt.
Dies wurde jetzt anhand von 365 Testpersonen aufgezeigt. Die eine Gruppe der Probanden erhielt eine App mit einem interaktiven Programm zur Gewichtssenkung. Die andere Gruppe bekam zusätzlich zu einer Diät-App auch eine persönliche Betreuung. Und die dritte Gruppe wurde mit einem Flyer abgespiesen, überreicht durch einen Arzt, auf dem Tipps zur Gewichtsabnahme aufgelistet waren.

Laura P. Svetkey, Bryan C. Batch, Pao-Hwa Lin, Stephen S. Intille et al., «Cell phone intervention for you (CITY): A randomized, controlled trial of behavioral weight loss intervention for young adults using mobile technology», in: «Obesity», November 2015.

Bemerkenswert ist, dass das Team um die Medizinerin Laura P. Svetkey einen längeren Zeitraum beobachtete: Es mass, wie sich der BMI der Kandidaten über zwei Jahre entwickelte.
Das Ergebnis war auf allen Stufen enttäuschend – wobei jene Personen, die zusätzlich zur App eine persönliche Betreuung und Beobachtung genossen, immerhin nach sechs Monaten signifikant Gewicht verloren hatten. Allerdings standen auch sie nach 24 Monaten nicht signifikant leichter da als die Kollegen der anderen Gruppen.

Die Testpersonen waren «Digital Natives»

Insgesamt verloren die Probanden in der ganzen Zeit durchschnittlich ein Kilo – also einen Wert, der medizinisch zu vernachlässigen wäre. Dies, nachdem sie im Schnitt mit einem BMI über 25 in den Test eingestiegen waren.
Übrigens: Die Tester der Duke University federten schon in der Anlage einen naheliegenden Kritikpunkt ab – nämlich dass man solche Apps einfach bei jenen Leuten einsetzen muss, die auch ein enges Verhältnis zu den digitalen Medien haben. 
Genau dies wurde hier erfüllt. Die Probanden waren allesamt junge Leute zwischen 18 und 35 mit entsprechender Gerätenutzung.
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