«Wenn natürlich Slogans wie ‹100 Prozent brillenfrei in 15 Minuten› die Runde machen, verharmlost das einen medizinischen Eingriff»: Das sagte Christoph Kniestedt, Augenarzt und Präsident der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG), gestern im
«Kassensturz».
«Wirft schlechtes Licht auf den Berufsstand»
Er nahm in diesem Interview Stellung zur Werbung, welche die Augenlaser-Kette Betterview macht. Beim Augenlasern werde operiert, und das könne auch Komplikationen verursachen. «Eine 100-Prozent-Garantie» gibt es da nicht.»
Kniestedt äusserte sich auch in den
CH-Medien kritisch: «Wir stehen absolut nicht hinter der Geschäftstaktik der Firma Betterview, allerdings sind die Firmeninhaber und die Ärzteschaft von Betterview nicht Mitglied in unserer Fachgesellschaft.» Für die SOG stossend sei besonders die Art und Weise, wie Betterview Werbung mache – mit Versprechen, die Betterview nicht einlösen könne. Diese würden generell «ein schlechtes Licht auf den Berufsstand werfen».
Anzeige wegen unlauterer Werbung
Die SOG habe im Mai wegen der «unlauteren Werbung» eine Beschwerde gegen Betterview bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürichs eingereicht.
In den letzten Monaten haben sich mehrere Patientinnen über die Behandlung bei Betterview beklagt. Bei einer Patientin wurde möglicherweise eine Entzündung nach der Augenlaserbehandlung übersehen.
Betterview weiss nichts davon
Eine andere fühlte sich mit ihren starken Schmerzen nach der so genannten Trans-PRK-Behandlung nicht ernst genommen. Noch vor einigen Monaten warb Betterview damit, es sei «nur ein Gerücht» sei, dass Augenlasern schmerzhaft sei.
Im «Kassensturz» nahm David Holenstein, Mitgründer und Geschäftsführer von Betterview Stellung zu den Vorwürfen: Von einer Anzeige wisse er nichts. Die Firma habe aber Kontakt gehabt mit der Augenarzt-Gesellschaft und die Werbung teilweise überarbeitet.
Trans-PRK nun doch schmerzhaft
So steht nun auf der Website: «Die Trans-PRK-Behandlung ist schmerzhaft, da das Epithel der Hornhaut erst nach etwa drei Tagen nachwächst.
Holenstein sagte ausserdem, dass die Firma unzufriedenen Kundinnen eine kostenlose Nachbehandlung anbiete. In seltenen Fällen werde man sich nicht einig, dann komme es zu einem Versicherungsfall und einer externen Beurteilung des Falls. Von 10'000 Behandlungen pro Jahr komme dies aber bloss bei 5 Behandlungen vor.
Zur Löschung animiert?
Holenstein bestritt auch den Vorwurf, dass Betterview bei schlechten Google-Rezensionen Kunden mit Rabatten und Blumen zur Löschung animiere. Die Firma habe aber bei einer Kundin, die unzufrieden war, aus Kulanz eine Rückerstattung gemacht und sich mit einem Blumenstrauss bei ihr entschuldigt.
Die bisher sehr gute Google-Bewertung von Betterview (4,9) sank in den letzten Tagen auf 4,8. Betterview wurde 2021 von Rouven Mayer und David Holenstein gegründet. Beide haben keine medizinische Ausbildung. Mittlerweile betreibt Betterview Filialen an zehn Standorten.