Roboter führt Operation völlig eigenständig durch

An der Johns Hopkins University hat ein Roboter erstmals eine Gallenblasenoperation ohne direkte Kontrolle durch Menschen durchgeführt – und zwar mit 100 Prozent Präzision.

, 29. Juli 2025 um 02:58
image
Dieselben Schritte in 8 Operationen durchgeführt: Erklärfilm zum Einsatz von SRT-H.
An der Johns Hopkins University wurde erstmals eine aufwändige Operation ohne direkte menschliche Steuerung durch einen Roboter durchgeführt. Dem Gerät namens SRT‑H war über Videos menschlicher Chirurgen beigebracht worden, wie Schlüsselphasen einer Gallenblasenentfernung korrekt auszuführen sind.
Konkret wurde er an 8 Gallenblasen aus Schweinegewebe trainiert – mit rund 17 Stunden Videomaterial und 16’000 Datenpunkten. Danach führte der Roboter dieselben Schritte autonom an acht weiteren Organen durch.
  • Ji Woong (Brian) Kim, Juo-Tung Chen, Pascal Hansen, Lucy Xiaoyang Shi … Chelsea Finn, Axel Krieger et al.: «SRT-H: A hierarchical framework for autonomous surgery via language-conditioned imitation learning», in: «Science Robotics», Juli 2025.
  • Doi: 10.1126/scirobotics.adt5254
Laut der Studie (und der Mitteilung der Johns Hopkins University) führte das Gerät die Eingriffe mit 100prozentiger Präzision bei allen 17 erforderlichen Operationsschritten durch – von der Identifikation von Gefässen und Gallengängen über das präzise Anbringen chirurgischer Clips bis hin zum Schneiden. Ein menschlicher Chirurg musste nicht eingreifen.
Die Besonderheit der SRT‑H-Technologie liegt darin, dass das Gerät nicht nach festen Vorlagen oder Markierungen arbeitet – weshalb es in Echtzeit auf unerwartete Situationen reagieren kann. Es reagierte auch auf sprachliche Kommandos wie «Greife die Gallenblasenbasis» oder «Bewege den linken Arm etwas nach links». Und es schien fähig, das Feedback von Menschen aufzunehmen.

Wie beim selbstfahrenden Auto

Hier zeige sich ein Wandel der Operationsroboter von Aufgabenerfüllern zu Maschinen mit Verständnis für chirurgische Prozesse – was wiederum echte Flexibilität ermöglicht: So kommentierte Axel Krieger, Leiter der Robotik-Forschungsgruppe an der Johns Hopkins University, das Ergebnis.
Ähnlich wie die selbstfahrenden Autos, so gilt auch die autonome Operationsrobotik als interessantes Zukunftsfeld, von dem man sich einen gewissen Wachstumsmarkt erhofft. Es gibt Studien, laut denen diese Industrie in einigen Jahren etwa 11 Milliarden Dollar umfassen könnte.
Allerdings müssen vor einem breiten klinischen Einsatz noch Machbarkeitsstudien und Sicherheitsprüfungen durchgeführt und der Rechtsrahmen angepasst werden.
Die Schritte einer Cholezystektomie – und wie der SRT-H-Roboter sie lernt und wie er bei Problemen reagiert.

  • digital & ki
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Mit KI die Spitäler zukunftsfähig machen

KI-basierte Lösungen können die Dokumentationsarbeit im Spitalalltag erheblich unterstützen – zum Beispiel bei der Aufbereitung von Anamnesegesprächen.

image

Finanzkontrolle kritisiert Sicherheitslücken beim EPD

Das Bundesamt für Gesundheit muss beim elektronischen Patientendossier nachbessern: Nutzen, Kosten und Sicherheit bleiben unklar.

image

Neue KI-Plattform für Spitäler: Pilotprojekt am Kispi Zürich

Das Kinderspital Zürich startet gemeinsam mit den Technologieunternehmen Cisco, Zühlke, Netcloud und 44ai ein KI-Pilotprojekt. Ziel ist die Entwicklung eines Prototyps für automatisierte Arztberichte.

image

Ein starkes Duo: Wie KI und etablierte Scores Leben retten können

Sepsis bleibt eine der tückischsten Krankenhaus-Erkrankungen. Etwa 25 % der Todesfälle wären vermeidbar. Dedalus HealthCare kombiniert NEWS2 und Medical AI Sepsis zu einem zuverlässigen Alert für frühzeitige Erkennung und Intervention.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

EPD: Pflicht in Deutschland, Wunschdenken in der Schweiz

Arztpraxen und Spitäler in Deutschland müssen ab sofort Patientendaten in die elektronische Patientenakte eintragen. In der Schweiz kann man davon nur träumen.

Vom gleichen Autor

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.