Luzerner Hinterland ist die effizienteste Krankenkasse

5,1 Prozent der Prämieneinnahmen benötigen Krankenversicherer für die Verwaltung. Die Krankenkasse Luzerner Hinterland kommt mit der Hälfte aus.

, 17. Oktober 2023 um 11:54
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So entwickelte sich der Mitgliederbestand bei der Krankenkasse Luzerner Hinterland. | Geschäftsbericht 2022
2022 wechselten in der Schweiz 8 Prozent der Versicherten die Krankenkasse. Im laufenden Jahr 2023 waren es hingegen fast 20 Prozent.
Dass solche Wechsel mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden ist, liegt auf der Hand. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Verwaltungskosten der Krankenversicherer nur so um die 5 Prozent betragen.

5,1 Prozent

Der Onlinevergleichsdienst Comparis will es jeweils genau wissen: 2022 benötigten die 45 Krankenversicherer im Schnitt 5,1 Prozent der Prämieneinnahmen in der Grundversicherung für die Verwaltung. Das sind 193,50 Franken pro versicherte Person. 2021 waren es 5,2 Prozent beziehungsweise 197,65 Franken pro Person.
Comparis-Experte Felix Schneuwly bezeichnet den Rückgang der Verwaltungskosten in Zeiten zunehmender Regulierung als «bemerkenswert».

Keine Skalen-Effekte

Besonders bemerkenswert ist aber der Umstand, dass die kleinen Kassen die tiefsten Verwaltungskosten pro versicherte Person aufweisen - von Skalen-Effekten bei den Grossen also keine Spur.
Schon mal von der Krankenkasse Luzerner Hinterland gehört? Oder von der Walliser Sodalis Gesundheitsgruppe? Sie sind die effizientesten Kassen der Schweiz. Die Krankenkasse Luzerner Hinterland mit ihren knapp 19'000 Versicherten verwendete 2022 nur 2,6 Prozent ihrer Prämieneinnahmen für die Verwaltung, 105,30 Franken pro Person. Das ist gleich viel wie im Vorjahr.
Gemäss Website zählt der Krankenversicherer mit Sitz in Zell inzwischen rund 23'000 Mitglieder und ist in zehn Kantonen tätig.

Institut Ingebohl

Auf den Rängen zwei bis fünf folgen Sodalis, Arcosana, Agrisano und die Sumiswalder Krankenkasse. Interessant ist aber der Umstand, dass auch die fünf am wenigsten effizient arbeitenden Krankenversicherer, die Flop fünf, zu den No-Names zählen: Die Krankenkasse Institut Ingebohl aus Einsiedeln weist einen Pro-Kopf-Verwaltungsaufwand von knapp 950 Franken aus. Das ist mehr als das Doppelte der auf dem zweitletzten Rang plazierten Krankenkasse Birchmeier mit 462 Franken pro versicherte Person.
In einer Medienmitteilung erinnert Comparis daran, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) als Aufsichtsbehörde der effizienten und günstigen Krankenkasse Turbenthal den Stecker gezogen hat, weil sie die Aufsichtsdaten nicht digital liefern wollte. Für Schneuwly drängt sich deshalb die Frage auf: «Warum entzieht das BAG der Krankenkasse Institut Ingenbohl nicht die Bewilligung zur Durchführung der Grundversicherung?» In drei Jahren könnte die Krankenkasse aus Einsiedeln ihr hundertjähriges Bestehen feiern.
Bei den fünf Holdings schwankt der Pro-Kopf-Aufwand zwischen 156 und 270 Franken. Die CSS arbeitet am effizientesten; Sympany am wenigsten effizient (siehe Tabelle).
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