KSA kassiert Abfuhr für eigene Herzchirurgie

Der Leistungsauftrag bleibt bei der Hirslanden Klinik Aarau.

, 14. Oktober 2024 um 08:35
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3D-Darstellung der Herzaktivität am Kantonsspital Aarau. Bild: Screenshot/KSA Kardiologie
Der Aargauer Regierungsrat hat entschieden: Die Herzchirurgie bleibt auch in den nächsten vier Jahren in der Hirslanden Klinik Aarau - das Kantonsspital Aarau erhält hierfür keinen Leistungsauftrag.
Die Begründung der Regierung: Aus versorgungsplanerischer Sicht sei es nicht sinnvoll, in Aarau zwei Herzchirurgien zu betreiben. Zudem handle es sich um komplex-spezialisierte Behandlungen. Diese sollen jene Spitäler durchführen, die damit bereits Erfahrung haben.

Herzchirurgie-Frage stellt sich vorerst nicht mehr

Gegenüber Medinside sagt Ralph Schröder, Mediensprecher des KSA: «Der Kanton hat sich in der Frage nach einem weiteren Herzchirurgie-Standort klar ausgesprochen. Für das KSA stellt sich die Frage nach einem entsprechenden Leistungsauftrag deswegen vorerst nicht mehr».
Das Kantonsspital Aarau könne seine bestehenden Leistungsaufträge für strukturelle kardiologische Eingriffe weiterhin durchführen und sei deswegen mit dem Entscheid des Regierungsrates zufrieden.
Allerdings hat das KSA zwei von fünf Aufträge in der Kardiologie nur bedingt erhalten, weil die Mindestfallzahlen nicht erreicht wurden. Sollte das im Jahr 2026 immer noch der Fall sein, könnte das KSA die entsprechenden Leistungsaufträge Ende September 2027 verlieren.
Und wie steht es um die Zusammenarbeit zwischen dem KSA und der Hirslanden Klinik Aarau?
Das KSA pflege im Bereich der Herzchirurgie eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, heisst es vom KSA. «Überweisungen von herzchirurgischen Patienten erfolgen wenn immer möglich innerhalb Aaraus respektive innerhalb des Kantons und sollen weiter intensiviert werden», so Schröder.
  • Die Spitallisten 2025 für die Akutsomatik und die Psychiatrie für den Kanton Aargau sind publiziert worden. Sie gelten ab dem 1. Januar 2025.
  • Der Aargauer Regierungsrat berücksichtigt bei der Vergabe Kriterien wie Wirtschaftlichkeit, Qualität oder Mindestfallzahlen.

Das Wichtigste zur Aargauer Spitalliste 2025

  • Die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG), die Klinik Barmelweid und die Klinik Schützen haben jene Leistungsaufträge erhalten, auf die sie sich beworben haben.
  • Den Leistungsauftrag für komplexe Wirbelsäulenchirurgie wurde dem Kantonsspital Baden nur bedingt erteilt. Wenn das Spital im Jahr 2026 die Mindestfallzahlen nicht erreicht, verliert es den Auftrag Ende September 2027.
  • Die Hirslanden Klinik Aarau bewarb sich um zwei zusätzliche Leistungsaufträge in der Neurochirurgie und verwies auf ihre international renommierten Ärzte und die notwendige Infrastruktur. Der Regierungsrat lehnte dies jedoch ab, da es – wie schon bei der Herzchirurgie – nicht sinnvoll sei, zwei Aarauer Spitälern solche spezialisierten Aufträge zu erteilen.
  • Die spezialisierte und periphere Neurochirurgie bleiben am KSA.
  • Zudem wurden der Hirslanden Klinik Leistungsaufträge in der erweiterten Nasenchirurgie und in der Hämatologie nicht erteilt.
  • Anfang Oktober wurde publik, dass die Privatklinik Villa im Park in Rothrist ihre Geburtenabteilung schliesst. Die Abteilung Gesundheit erfuhr von der Schliessung erst nach dem Beschluss der Spitalliste 2025. Nun liege es an der Klinik, Schritte zur behördlichen Entbindung ihrer Leistungsaufträge einzuleiten, so die Staatskanzlei. Werdende Mütter könnten auf das KSA, die Hirslanden Klinik oder ausserkantonale Spitäler ausweichen.

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