Sind Menschen, die unter Hypochondrie leiden, tatsächlich auch eher gefährdet? Dieser Frage ging ein Team diverser Universitäten in Schweden und Dänemark nun nach. Konkret untersuchten die Psychologen, Neurologen und Epidemiologen die Mortalität von gut 4'129 Personen, denen die Diagnose Hypochondrie gestellt worden war; und sie verglichen sie mit 41'200 Menschen von vergleichbarer demographischer Struktur.
Das Medianalter lag jeweils bei 34,5 Jahren; Basis der retrospektiven statistischen Analyse waren schwedische Bevölkerungs- und Gesundheitsdaten.
Im betrachteten Mehrjahrszeitraum verstarben 268 Personen aus der «Hypochondrie-Gruppe» sowie 1761 Individuen der Kontrollgruppe. Die Mortalität der ersteren lag somit deutlich höher, grob gerechnet lag die Rate bei 8,5 respektive 5,5 auf 1'000 Personenjahren. Oder anders: Das Sterberisko war bei den Hypochondrie-Patienten um 84 Prozent erhöht.
Interessanterweise verstarben diese Menschen sowohl aus natürlichen wie unnatürlichen Gründen häufiger. Beie den unnatürlichen Todesfällen war eine Ursache klar vorherrschend – Suizid.
Unterdiagnostiziert, aber gut erkennbar
Das Ergebnis, so die Autoren, sei insbesondere beachtlich, als Hypochondrie stark unterdiagnostiziert ist. Auf der anderen Seite ist sie durchaus erkennbar für die Ärzte, schliesslich fallen diese Patienten durch eine grosse Anspruchshaltung und entsprechende Kosten auf.
Typische Aspekte der Hypochondrie gehen auch oft einher mit weiteren Gesundheitsproblemen, etwa kardiovaskulärer Art oder aber mit chronischen Angststörungen und Depressionen. Auch bei diesen Befunden haben andere Studien schon eine höhere Mortalität nachgewiesen.
Bei den natürlichen Todesursachen eruierte die neue skandinavische Studie kaum auffällige Aspekte: Als gängigste Gründe fanden sich Erkrankungen des Kreislauf-Systems oder der Atemwege. «Es ist wahrscheinlich, dass mehrere Faktoren, die hier zusammenwirken, mit den erhöhten Risiken verbunden sind», so eine Erklärung des Teams um den Neurologen David Mataix-Cols vom Karolinska Institutet.
Ständiger Stress
Der ständige Stress der Hypochondrie könnte auch Immunschwächen und chronische Entzündungen begünstigen, ferner seien Lebensstilfaktoren zu berücksichtigen, etwa der Konsum von Alkohol oder anderen ungesunden Substanzen.
Klar erschien jedenfalls, dass das Risiko eines Todes durch Suizid bei Hypochondern um das Vierfache erhöht war. «Ärzte sollten sich darüber im Klaren sein, dass Personen mit Hypochondrie einem Selbstmordrisiko ausgesetzt sind, insbesondere wenn sie ein Leben lang an Depressionen und Angstzuständen leiden», so ein Fazit.
Und weiter: «Menschen mit Hypochondrie haben trotz ihrer allgegenwärtigen Angst vor Krankheit und Tod ein erhöhtes Sterberisiko. In dieser Studie konnten die meisten Todesfälle als potenziell vermeidbar eingestuft werden. Es kann schlimme Folgen haben, die somatischen Symptome dieser Personen als eingebildet abzutun.»
Hattip: