Gute Noten für Krebsversorgung, Schwächen bei Nachsorge

Rund 8000 befragte Krebspatienten bewerten ihre Versorgung positiv – kritisieren aber Nachsorge, Einbezug der Angehörigen und Info zu Spätfolgen.

, 24. April 2025 um 05:25
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Bild: Olga Kononenko/Unsplash
«Swiss Cancer Patient Experiences»: Rund 8’000 Krebspatientinnen und -patienten haben an der jüngsten SCAPE-Befragung teilgenommen – und stellen der onkologischen Versorgung insgesamt ein gutes Zeugnis aus.
So wird die Qualität der Krebsversorgung von den Betroffenen mehrheitlich positiv eingeschätzt: Im Durchschnitt vergaben die Teilnehmenden der SCAPE-Umfrage 9 von 10 Punkten für ihre Betreuung. Besonders geschätzt wurden
  • die diagnostischen Abläufe,
  • die stationäre Versorgung,
  • die Kommunikation über Behandlungsoptionen und Therapien.
Die Erhebung wurde von Unisanté und dem Institut für universitäre Lehre und Forschung im Gesundheitswesen (IUFRS) durchgeführt. Sie zielt darauf ab, Erfahrungen von Patienten systematisch zu erfassen – mit dem Ziel, Schwächen zu erkennen und gezielte Verbesserungen einzuleiten.

Verbesserungsbedarf

Trotz des insgesamt positiven Ergebnisses benannten viele Befragte Schwachstellen in der Versorgung. Besonders häufig kritisiert wurden:
  • mangelnde Einbindung von Angehörigen,
  • unzureichende Informationen über langfristige Nebenwirkungen,
  • fehlende Unterstützung in der Nachsorgephase.
So gab rund ein Viertel der Befragten an, nicht darüber informiert worden zu sein, dass sie zur Mitteilung ihrer Diagnose eine Begleitperson mitbringen könnten. Ebenso viele fühlten sich ungenügend auf langfristige Symptome oder Komplikationen vorbereitet. Auch Hinweise auf finanzielle Unterstützung oder soziale Angebote wurden vielfach vermisst.

21 Kliniken, drei Sprachregionen

Die Befragung fand 2023 in 21 onkologischen Einrichtungen in der ganzen Schweiz statt. Eingeladen wurden rund 17’000 Personen, die zwischenzeitlich wegen einer Krebserkrankung behandelt wurden. Über 7’800 nahmen teil – eine Beteiligung von knapp 50 Prozent.
Erstmals wurde die Erhebung in allen drei Sprachregionen durchgeführt – nach einer ersten Umfrage 2018 in der Westschweiz und einer zweiten 2021 in der Deutschschweiz.

Nächste Schritte

Die Ergebnisse wurden den beteiligten Spitälern bereits übermittelt – mit der Aufforderung, konkrete Massnahmen zur Verbesserung der patientenzentrierten Betreuung zu entwickeln.
Das Projekt wurde von den teilnehmenden Spitälern und der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) finanziell unterstützt.

Liste der 21 teilnehmenden Einrichtungen

Fünf Universitätsspitäler: Hôpitaux Universitaires de Genève (HUG), Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV), Universitätsspital Bern (Inselspital), Universitätsspital Zürich (USZ), Universitätsspital Basel (USB).
Elf kantonale oder interkantonale Spitäler: Hôpital Riviera-Chablais (HRC), Hôpital Fribourgeois (HFR), Réseau Hospitalier Neuchâtelois (RHNe), Hôpital du Jura (H-JU), Solothurner Spitäler (soH), Kantonsspital Baden (KSB), Kantonsspital St.Gallen (KSSG), Zuger Kantonsspital (ZGKS), Kantonsspital Graubünden (KSGR), Luzerner Kantonsspital (LUKS), Ente Ospedaliero Cantonale (EOC).
Fünf Privatkliniken: Clinique Générale-Beaulieu, Hôpital de La Tour, Clinique de Genolier, Lindenhofgruppe, Tumor Zentrum Aargau (TZA).
  • Unisanté, das Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und Gesundheitswesen deckt die gesamte Versorgungskette ab: Primärversorgung, Versorgung gefährdeter Bevölkerungsgruppen, Arbeitsmedizin, Gesundheitsförderung und Prävention, Organisation des Gesundheitssystems sowie Forschung und universitäre Lehre.
  • Sein Ziel ist es, die Gesundheit der Waadtländer Bevölkerung zu erhalten und zu verbessern. Unisanté ist das einzige interdisziplinäre Zentrum in der Schweiz, das unter einem Dach ein so breites Kompetenzspektrum im Bereich des Gesundheitswesens und der ambulanten Pflege vereint.
  • Die Institution beschäftigt rund 1'000 Personen, darunter etwa 50 Fakultätsmitglieder. Unisanté veröffentlicht mehr als 400 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und hat jährlich Kontakte zu etwa 300'000 Patientinnen und Patienten.

  • IUFRS, Institut für universitäre Lehre und Forschung im Gesundheitswesen ist der Fakultät für Biologie und Medizin (FBM) der Universität Lausanne und dem Universitätsspital Lausanne (CHUV) angegliedert.
  • Seine Aufgabe ist es, weiterführende Ausbildungen in Pflegewissenschaften zu entwickeln, zur Wissensproduktion durch Forschung und Wissenstransfer beizutragen, den akademischen Nachwuchs für Praxis, Ausbildung und Forschung zu fördern und das gesellschaftliche Wohl zu steigern, indem die Qualität der Pflege und die Sicherheit der Patienten in den Mittelpunkt seines Handelns gestellt werden

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