Ex-BAG-Vizedirektor rügt hohe Kosten der Spezialärzte

Die Schweiz sei ein Paradies für Spezialarzt-Behandlungen, sagt der ehemalige BAG-Vize Oliver Peters. Weil es keine Kostenkontrolle gebe.

, 23. Oktober 2024 um 14:26
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Orthopäden und viele weitere Spezialärzte und -ärztinnen können ihre Behandlungen frei mit den Krankenkassen abrechnen - das missfällt einem Gesundheitsfachmann wie Oliver Peters. | Tom Claes auf Unsplash
Oliver Peters findet die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen (Efas) eine «Scheinreform», die keine Einsparungen bringe. Peters kennt das Gesundheitswesen von mehreren Seiten. Er war einst Vizedirektor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), dann in der obersten Leitung des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) und jetzt Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde.

Spezialisten-Behandlungen: «Zu wenig kontrolliert»

Seine These lautet: «Entgegen einem weitverbreiteten Mythos beruhen die hohen Kosten des Schweizer Gesundheitssystems nicht auf einem Zuviel an medizinischen Leistungen, sondern auf einem hohen Ressourcen-Einsatz, hohen Preisen und der wenig kontrollierten Tätigkeit von niedergelassen Spezialisten und Privatkliniken»: So beschrieb Peters vor einiger Zeit in einer Abhandlung über das Schweizer Gesundheitssystem die Situation.
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Oliver Peters. | PD
Nun kritisiert er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen vor allem die Spezialärztinnen und -ärzte: Es gebe in diesem Bereich keine wirksame Konstenkontrolle. «Die Spezialisten haben bei ambulanten Behandlungen am meisten Möglichkeiten, Leistungen abzurechnen.»

Ohne Globalbudget

Peters betont: «Die Schweiz ist fast das einzige Land, in dem die Spezialärztinnen und -ärzte frei mit den Kassen abrechnen können.» Die anderen Länder hätten Globalbudgets als obere Limite oder ein System, bei welchem die Spezialisten ausschliesslich in den Spitälern und damit faktisch als Staatsangestellte arbeiteten.
Oliver Peters vergleicht aussserdem mit den Grundversorgern: «Die Schweiz gilt nicht ohne Grund immer noch als Paradies für Ärztinnen und Ärzte, wenn sie in Spezialpraxen arbeiten.» Dies im Gegensatz zu Kinder- und Hausärzten. Deren Arbeit sei wenig einträglich, weil bei ihnen die menschliche Arbeit überwiege. Sie könnten trotz der Entwicklung der Technik kaum rationeller arbeiten.

Mehr Geld für Spitäler und für Haus- und Kinderärzte

Efas werde die Probleme nicht lösen, prophezeit Oliver Peters. Vielmehr müsste man eine regelmässig Statistik über die fakturierten Leistungen und Kosten der ambulanten Leistungserbringer nach Art und Fachrichtung erstellen, so wie es sie für die Spitäler schon gebe.
Dann fordert der nunmehr als Spitalverwaltungsrat tätig Ex-BAG-Vize, dass die Tarife künftig nach Kategorie der Leistunserbringer angepasst werden sollten: «So dass Haus- und Kinderärzte sowie grosse öffentliche Spitäler anständig finanziert werden, und nicht mehr systematisch sparen müssten, wenn Spezialärzte und Privatkliniken überborden.»
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