Deutschland: «Wir haben 50’000 Ärzte zuwenig ausgebildet»

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor einer ganz schwierigen Versorgungslage: «Das kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen.»

, 15. April 2024 um 13:54
image
Warnende Stimme: Gesundheitsminister Lauterbach (r.) im «Bericht aus Berlin», 15. April 2024.
In den nächsten Jahren werden «flächendeckend» Hausärzte fehlen: Diese Prognose machte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Montag in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin»: «Wir werden in eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen», warnte der Minister.
Und weiter: «Wir werden einen Mangel an Hausärzten haben, das kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen.»
Im Hintergrund steht, dass Karl Lauterbach (SPD) ein Gesetz durchs Parlament bringen will, welches die Grundversorgung stärkt; ein Element ist dabei die Schaffung von so genannten «Gesundheitskiosken». Das sind niederschwellige Anlaufstellen, in denen zum Beispiel Pflegefachleute Menschen mit kleineren Beschwerden beraten. Dadurch sollen die überfüllten Hausarzt-Praxen entlastet werden, insbesondere in abgelegeneren Gegenden und benachteiligten Stadtteilen.

«Viele steigen aus»

Das Modell stösst jedoch auf Widerstand der Krankenkassen (die bei den ersten Gesundheitskiosken unerwartet hohe Kosten verspüren), aber viele Grundversorger finden, dass man die Mittel für die «Gesundheitskioske» lieber direkt in die Praxen umleiten sollte.
Gesundheitsminister Lauterbach erinnerte daher an ein fundamentales Dilemma: den Ärztemangel. «Wir haben in den letzten zehn Jahren 50’000 Ärztinnen und Ärzte nicht ausgebildet», so der Minister in der ARD. Und auf der anderen Seite gibt es in Deutschland insgesamt etwa 50’000 Hausarzt-Praxen – allerdings: «Viele davon steigen in den nächsten Jahren aus», so Lauterbach.
Wie in der Schweiz, so versucht man jetzt auch in Deutschland übers Studium mehr Hausärzte zu gewinnen. Laut Lauterbach braucht es etwa 5’000 weitere Medizin-Studienplätze pro Jahr. «So ist es ja gekommen, dass wir in den nächsten zehn Jahren insgesamt 50’000 Ärzte zu wenig haben.»
  • praxis
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

image

Hoher Blutdruck? Setzt auf die Apotheker!

Eine Metastudie ging der Frage nach, welche medizinischen Fachleute die nachhaltigste Verbesserung bei Hypertonie-Patienten erreichen.

image

Verurteilt, Zulassung gestrichen – aber immer noch Arzt in Freiburg

Der Fall eines verurteilten Arztes zeigt die Lücken im System auf: Informationen zwischen den Kantonen gehen verloren – und sie gelangen nicht über die Landesgrenzen.

image

Eine Börse für Praxis-Stellvertretungen

Die Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS entwickelten eine Plattform, die erstens jungen Medizinern und zweitens Niedergelassenen helfen soll.

image

Wenn der Patient nicht zum Arzttermin erscheint

Was in Restaurants schon lange ein Problem ist, thematisieren zusehends auch die Arztpraxen – sogenannte «No Shows».

image

Betrüger verkauften Medikamente mit gefälschter Arzt-Website

Angeblich seriöse Arzt- oder Apotheken-Websites dienen Hackern dazu, illegale Arzneimittel zu verkaufen.

Vom gleichen Autor

image

Tertianum übernimmt Senevita

Elefantenhochzeit bei Langzeitpflege und Alterswohnen: Die beiden grössten Anbieter in der Schweiz schliessen sich zusammen. Damit entsteht ein Milliardenkonzern mit rund 11'000 Angestellten.

image

LUKS Luzern: Lohnerhöhung über der Teuerung

Kompromiss in der Lohnrunde: Insgesamt steigt die Vergütungssumme im nächsten Jahr um 1,1 Prozent.

image

Neustart nach Denkpause: Das Spital Nidwalden wagt den grossen Wurf

Statt eines Ergänzungsbaus soll nun ein kompletter Neubau entstehen.