Deutschland: Klinikverbund testet Exoskelette fürs Pflegepersonal

Die Hilfs- und Stützgeräte sollen auch helfen, den Personalmangel zu mildern.

, 23. August 2024 um 11:45
letzte Aktualisierung: 18. Juli 2025 um 07:26
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Das Modell von Bionic in einem Pressebild.
Es ist auch eine Reaktion auf den Personalmangel in der Pflege – sowie darauf, dass die Fachleute in der Pflege ebenfalls tendenziell älter werden: Der RoMed-Klinikverband in Bayern führt spezielle Exoskelette ein, die spezifisch für die Arbeitsbedingungen in diesem Berufsfeld entwickelt wurden.
Die Skelette des Herstellers Bionic – Name: «Apogee+» – werden das Personal beim Heben und Gehen unterstützen; sie sollen insbesondere helfen, dass die Pflegefachleute körperlich weniger belastet werden. Sie sind dabei schmutz- und spritzwassergeschützt und erfüllen auch spezielle Anforderungen für den Gesundheitsbereich: Zum Beispiel können sie einfach desinfiziert werden.
Die RoMed-Gruppe führt vier Kliniken mit rund 1’000 Betten in Bayern und versorgt etwa 160’000 Patientinnen und Patienten pro Jahr, davon rund 44’000 stationär. Insofern ist es der erste grössere Test mit Exoskeletten in der Pflege – allerdings bei weitem nicht der erste insgesamt.

Ergonomischer arbeiten

Es gibt diverse Anbieter, die solche Stütz-Systeme für verschiedene Tätigkeiten auf den Markt bringen, und vereinzelt wurden auch Modelle in Spitälern und Pflege-Institutionen getestet. Die Charité in Berlin prüft seit 2024 den Einsatz von Exoskeletten. Die Universitätsmedizin Magdeburg hat ebenfalls Exoskelette im Pilot-Einsatz.
Dort liefen die ersten Tests in der Intensivstation, in der normalen Pflege, teils auch bei Physiotherapeuten. In den Nach-Befragungen gaben die meisten Angestellten die Note «gut», wobei Nutzung und Einschätzung selektiv war: Das Exoskelett wurde vor allem für bestimmte Tätigkeiten geschätzt.
Dies berichtet Stefan Waßmann, der in der Personalentwicklung der Universitätsmedizin arbeitet und für das Projekt zuständig war.

Weniger Rückenschäden

Als wichtige Einschränkung, so Waßmann, galt vor allem die hygienisch bedingte Anforderung, über dem Exoskelett noch einen Waschkittel zu tragen – was die Arbeit doch kompliziert und oft schlicht zu warm machte. Derzeit stehen die Exoskelette auf einzelnen Stationen in Magdeburg zur freien Verfügung; und die Nutzung, so Projektmanager Waßmann, ist schwankend: «Wir sind am Punkt, wo wir das wohl aktiver schmackhaft machen müssen – zum Beispiel mit dem Hinweis, dass das Exoskelett hilft, Rückenschäden zu vermeiden.»
Allerdings handelt es sich bei den Geräten am Universitätsklinikum Magdeburg um passive Skelette – also um Exoskelette, die keine Antriebskomponenten haben, sondern den Menschen lediglich durch mechanische Elemente unterstützen.
Bei RoMed hofft man darauf, dass der Einsatz von «Apogee+» die Mobilisierung von Patienten erleichtert  – und konkret sollen sie dem Pflegepersonal beim Heben und Bewegen aus Betten in Rollstühle helfen, dann Hilfe bei medizinischen Untersuchungen bieten oder das Anheben beim Waschen und Umziehen erleichtern.
Hinzu kommt, dass die Exoskelette auch bei der ergonomischen Durchführung der Tätigkeiten helfen können: «Unsere Pflegekräfte müssen oft in vorgebeugten Zwangshaltungen arbeiten, wie zum Beispiel bei der Wundversorgung. Diese Positionen sind meistens unergonomisch», sagt Pflegedirektorin Judith Hantl-Merget: «Das Exoskelett bietet auch in solchen Situationen durch seinen Gegenkraft-Modus eine wertvolle Unterstützung.»
Zum Einsatz kommen im RoMed Klinikverbund zunächst zehn Exoskelette, die einen Wert von 150’000 Euro haben. Geplant ist, an allen Klinikstandorten je zehn Stück zu etablieren.
Kurzfilm zum Einsatz eines Exoskeletts in Magdeburg

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