In den nächsten Jahren werden «flächendeckend» Hausärzte fehlen: Diese Prognose machte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Montag in der
ARD-Sendung «Bericht aus Berlin»: «Wir werden in eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen», warnte der Minister.
Und weiter: «Wir werden einen Mangel an Hausärzten haben, das kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen.»
Im Hintergrund steht, dass Karl Lauterbach (SPD) ein Gesetz durchs Parlament bringen will, welches die Grundversorgung stärkt; ein Element ist dabei die Schaffung von so genannten «Gesundheitskiosken». Das sind niederschwellige Anlaufstellen, in denen zum Beispiel Pflegefachleute Menschen mit kleineren Beschwerden beraten. Dadurch sollen die überfüllten Hausarzt-Praxen entlastet werden, insbesondere in abgelegeneren Gegenden und benachteiligten Stadtteilen.
«Viele steigen aus»
Das Modell stösst jedoch auf Widerstand der Krankenkassen (die bei den ersten Gesundheitskiosken unerwartet hohe Kosten verspüren), aber viele Grundversorger finden, dass man die Mittel für die «Gesundheitskioske» lieber direkt in die Praxen umleiten sollte.
Gesundheitsminister Lauterbach erinnerte daher an ein fundamentales Dilemma: den Ärztemangel. «Wir haben in den letzten zehn Jahren 50’000 Ärztinnen und Ärzte nicht ausgebildet», so der Minister in der ARD. Und auf der anderen Seite gibt es in Deutschland insgesamt etwa 50’000 Hausarzt-Praxen – allerdings: «Viele davon steigen in den nächsten Jahren aus», so Lauterbach.
Wie in der Schweiz, so versucht man jetzt auch in Deutschland übers Studium mehr Hausärzte zu gewinnen. Laut Lauterbach braucht es etwa 5’000 weitere Medizin-Studienplätze pro Jahr. «So ist es ja gekommen, dass wir in den nächsten zehn Jahren insgesamt 50’000 Ärzte zu wenig haben.»