Der Bundesrat stellt das Elektronische Patientendossier neu auf

Statt acht Plattformen von acht Stammgemeinschaften soll es nur noch eine einheitliche EPD-Infrastruktur geben

, 27. September 2024 um 12:58
image
Symbolbild: Medinside, gemacht mit KI Midjourney.
Das Elektronische Patientendossier ist bekanntlich ein Trauerspiel mit zahllosen Akten. Das Hauptproblem lässt sich kurz zusammenfassen: Das EPD wird schlecht genutzt, und weil es kaum genutzt wird, ist sein Nutzen begrenzt.
Der Bundesrat hat deshalb im Sommer letzten Jahres eine Revision des entsprechenden Gesetzes gestartet. Die Vernehmlassung ergab, dass eine klare Mehrheit der betroffenen Kreise die heutige Struktur der EPD-Angebote als zu zersplittert erachtet: Weitherum wird eine stärkere Zentralisierung gewünscht.
Die Landesregierung will dies nun angehen. Statt acht Plattformen von acht Stammgemeinschaften soll es dereinst eine einheitliche EPD-Plattform geben, zur Verfügung gestellt durch den Bund. Dadurch werde es am Ende weniger Schnittstellen geben, der Datenaustausch dürfte reibungsloser verlaufen – und womöglich kommt das Ganze auch günstiger: So die Hoffnung des Bundesrates.
Die entsprechende technische Infrastruktur wird per Ausschreibung beschafft.
Im neuen Konzept wird…
  • der Bund zuständig sein für die Beschaffung der zentralen technischen Infrastruktur und für deren Weiterentwicklung.
  • Die Kantone sollen den Betrieb mindestens einer Stammgemeinschaft auf ihrem Gebiet sicherstellen.
  • Die Stammgemeinschaften bieten das EPD wie bisher in ihrem Verantwortungsgebiet an: Sie beraten und unterstützen die Patienten sowie die Leistungserbringer beim Anschluss an das EPD.
Die neue Gesetzes-Variante sieht auch vor, dass das EPD flächendeckend(er) eingesetzt werden muss. Neben den Spitälern und Pflegeeinrichtungen werden auch die ambulanten Leistungserbringer das EPD anzuwenden und alle behandlungsrelevanten Daten einzutragen: Das gilt für Arztpraxen, Apotheker, Physiotherapeutinnen und Chiropraktoren.
Andererseits erhalten alle, die in der Schweiz wohnen und kranken- oder militärversichert sind, automatisch ein EPD. Wer das nicht will, kann Widerspruch gegen die Eröffnung des EPD einlegen («Opt-Out»). Für den Zugang zum EPD soll die staatliche E-ID genutzt werden.

  • EPD
  • Digitalisierung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Schwere IT-Probleme am Freiburger Spital

Die Freiburger Kantonsspital-Gruppe HFR hatte am Sonntag einen mehrstündigen Ausfall der Informatik-Systeme.

image

Frauenklinik LUKS: Wer eintritt, bekommt ein Tablet

In der Mutter-Kind-Abteilung der Frauenklinik am Luzerner Kantonsspital wird die digitale Betreuung ausgebaut. Das hilft auch dem Personal.

image

Unispital Basel beschafft Datenplattform bei Swisscom

Der Auftrag umfasst knapp 17 Millionen Franken. Kein anderer Anbieter habe die Eignungskriterien erfüllt, erklärt das USB die freihändige Vergabe.

image

Swisscom schliesst Gesundheits-Plattform Evita

Ende November ist Schluss für die 2011 lancierte E-Health-Plattform Evita. Laut Swisscom sind nur «sehr wenige Nutzer» betroffen.

image

Anbieter des E-Patientendossiers erhalten Geld

Bis zu 30 Franken pro EPD-Eröffnung erhalten die Anbieter ab Oktober. So will der Bundesrat das Patientendossier vorläufig retten.

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

Chatbox für Patientenfragen ++ Leitfaden: KI in Medizin und Pflege ++ Modell erahnt Parkinson-Risiko ++ KI in der Krebserkennung ++ KI kann aus Sprechweise Demenz ableiten ++

Vom gleichen Autor

image

Onkologie-Patente: Europa lahmt, USA und China ziehen davon

Viele Ideen, wenige Durchbrüche: Europäische Firmen spielen eine Schlüsselrolle in der Krebsforschung – noch. Der alte Kontinent droht den Anschluss zu verlieren.

image

Diagnosehilfen: KI kocht auch nur mit Wasser

Ein Team des Inselspitals Bern untersuchte erstmals die Wirkung eines KI-gestützten Diagnosesystems in der Akutmedizin. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

image

Solothurner Spitäler suchen neuen Chef-Kardiologen

Rolf Vogel gibt sein Amt als Chefarzt der SoH-Kardiologie ab.