Bundesrat regelt das militärische Gesundheitswesen

Bisher fehlten in der Schweiz spezielle Regeln für das militärische Gesundheitswesen. Nun will der Bundesrat diese Lücke füllen.

, 30. Oktober 2024 um 14:20
image
Medikamenten-Management in der Armeeapotheke  |  Bild: Raphael Falchi / VBS CC BY-NC-ND
Die Vorschriften der Medizinal-, Psychologie- und Gesundheitsberufe-Gesetzgebung des Bundes und die Regelungen der Kantone zur Berufsausübung gelten nicht für Medizinalpersonen und Gesundheitsfachpersonen, die für die Armee tätig sind.
Der Bundesrat will nun mit einer neuen Verordnung für das militärische Gesundheitswesen diese Lücke schliessen. Sie soll das Äquivalent zu den kantonalen Gesundheits-, Spital- und Heilmittelerlassen werden. Die Verordnung soll das militärische Gesundheitswesen schweizweit einheitlich regeln und die Besonderheiten der Armee speziell berücksichtigen.
Würden die militärischen Medizinalpersonen und Gesundheitsfachpersonen von 26 verschiedenen kantonalen Behörden beaufsichtigt – wie das im zivilen Bereich der Fall ist –, so wäre das gemäss Bundesrat erstens «verfassungsrechtlich problematisch» und zweitens unpraktikabel. Denn militärische Medizinalpersonen sind oft in der ganzen Schweiz tätig und nicht in einem Kanton niedergelassen.

«Nach zivilen Qualitätsvorgaben»

«Die Sanität der Armee soll ihre eigenen Fachpersonen weiterhin selber beaufsichtigen», hat der Bundesrat beschlossen. Doch Regelungen braucht es nach Ansicht der Bundesrats etwa bei der Berufsausübung und bei den Rechten und Pflichten der Patienten.
Konkret heisst es in der Verordnung, sie solle dazu beitragen, «dass Patientinnen und Patienten des militärischen Gesundheitswesens, abhängig von der Lage und dem Umfeld, bestmöglich und gemäss zivilen Qualitätsvorgaben behandelt und versorgt werden.»
image
Eingang zum unterirdischen Armeespital in Einsiedeln  |  Bild: Andrea Campiche / VBS CC BY-NC-ND
Das heisst: Patienten des militärischen Gesundheitswesens dürfen nur in absoluten Ausnahmefällen und aus zwingenden Gründen schlechter behandelt werden als im zivilen Bereich. Der Bundesrat erläutert, dass die «aufgrund einer besonderen oder ausserordentlichen Lage im Zusammenhang mit dem Landesverteidigungsdienst oder bei eingeschränkter Funktionalität des zivilen Gesundheitswesens» eintreten könne.
Weiter schreibt er: «So ist beispielsweise im Umfeld aktiver Kampfhandlungen davon auszugehen, dass Grundsätze der individualmedizinischen Versorgung durch diejenigen der Militär- und Katastrophenmedizin abgelöst werden.»
Die Vernehmlassung der Verordnung dauert bis am 13. Februar 2025.

Das gehört zur Schweizer Militärmedizin

  • Die sanitätsdienstliche Grundversorgung erfolgt dezentral in sechs Militärmedizinischen Regionen (MMR) mit zehn Militärmedizinischen Zentren der Region (MZR).
  • Zusätzlich stehen permanente und temporäre Ambulatorien sowie Krankenabteilungen als sanitätsdienstliche Infrastrukturen zur Verfügung.
  • In Einsiedeln betreibt das Militär ein Armeespital und in Ittigen eine Armeeapotheke.
  • Es gibt sechs regionale Rekrutierungszentren.
  • Ausserdem gibt es das Kompetenzzentrum Militär- und Katastrophenmedizin (Komp Zen MKM) für die Ausbildung von militärischen Medizinalpersonen und Gesundheitsfachpersonen sowie für die militär- und katastrophenmedizinische Forschung.

  • ärzte
  • militär
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Darum ist der Kanton Uri für junge Ärzte interessant

Lange war Uri bei der Ärztedichte das Schlusslicht. Heute zieht es immer mehr junge Ärzte in den Innerschweizer Kanton - dank verschiedenen Förderinitiativen.

image

In Deutschland droht der nächste Ärzte-Streik

60'000 Spitalärzte prüfen den Ausstand. Womit die Streikwelle in Europas Gesundheitswesen bald den nächsten Höhepunkt erreichen könnte.

image

Einstimmig: Zürich soll Medizin-Studienplätze massiv ausbauen

Der Kantonsrat beauftragt die Regierung, zu berechnen, wie 500 zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten.

image

Kein Geld und keine Zusammenarbeit mehr mit Tabakindustrie

Deutsche Ärzte wollen sich nicht mehr von Tabakherstellern beeinflussen lassen. Sie haben deshalb einen neuen Kodex vereinbart.

image

Britischer Arzt wollte mit falscher Covid-Impfung morden

Ein Arzt ist zu mehr als 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wollte den Partner seiner Mutter mit einer Gift-Injektion umbringen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

Vom gleichen Autor

image

Sie designt schöne Spitalhemden

Ein Laden, der Mode für Schwerkranke im Spital verkauft: Bitten Stetter kreiert fröhliche Spitalhemden und andere Produkte für Bettlägerige.

image

So viel schöner haben es kranke Kinder im neuen Kispi

Früher verbrachten Kinder für eine Stammzelltransplantationen Wochen in einer Isolationskabine. Im neuen Kispi gibt es keine Zellen mehr.

image

Diese Geräte boomen in den Schweizer Spitälern

CT-Scanner sind die meistgenutzten medizinischen Grossgeräte. Nicht mehr gefragt sind Nierenstein-Zertrümmerer.