Warum arbeitest du am Stadtspital Zürich?
Um ein spannendes Spektrum der Urologie anbieten zu können, braucht eine Klinik die nötige Grösse, was unsere Klinik hat. Ausserdem sind wir seit vielen Jahren ein sehr konstantes, eingespieltes Team. Das Stadtspital Zürich wiederum hat eine perfekte Grösse, die trotz breitem Fachspektrum und Spezialisierung kurze Wege im klinischen Alltag erlaubt. Durch meinen spitalnahen Wohnort lässt sich meine Arbeit gut mit der Familie vereinbaren, was mir persönlich schon immer sehr wichtig war.
Du selber hast zwei Kinder. Wie organisierst du Beruf und Familie?
Wie erwähnt, spielt für mich ein kurzer Arbeitsweg eine zentrale Rolle. Aktuell geht meine Frau keiner Erwerbstätigkeit nach und kümmert sich mehrheitlich um die Kinder. Dank dem kurzen Arbeitsweg kann ich trotzdem viel am Familienleben teilhaben. Dieses Familienmodell stimmt aber sicher nicht für alle, weshalb es besonders schön ist, zu sehen, dass das Stadtspital Zürich auch andere familienfreundliche Modelle, insbesondere Teilzeitpensen, unterstützt. So arbeiten in unserer Klinik auch Kaderärzt*innen in leitendender Funktion zwischen 60 bis 80 Prozent. Gleichberechtigung der Geschlechter und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle haben am Stadtspital Zürich einen hohen Stellenwert, das gefällt mir.
Du hast eingehend erwähnt, dass du die kurzen Wege im klinischen Alltag schätzt. Kannst du Beispiele für die Zusammenarbeit mit anderen Spezialist*innen nennen?
Bei der Behandlung komplexer Tumorpatient*innen braucht es Spezialist*innen aus verschiedenen Fachbereichen – Urologie, Onkologie, Radioonkologie, Radiologie, Pathologie und gelegentlich auch Gynäkologie, Thorax- oder Gefässchirurgie –, die bei uns alle unter einem Dach vereint sind. Ein anderes Beispiel ist die urogeriatrische Sprechstunde, in der Behandlungsschritte von Urologen, Geriatern und Patient*innen gemeinsam festgelegt werden und die perioperative Betreuung dieser Patientengruppe optimiert wird. Das beginnnt bei der Indikationsstellung, über die Delirprophylaxe bis hin zur geriatrischen Anschlussbehandlung falls nötig.
Was fasziniert dich an deinem Fach Urologie?
Die Urologie ist vielseitiger als allgemein bekannt ist. Wir behandeln alte und junge Patient*innen, Männer und Frauen, gutartige und bösartige Krankheiten und dies chirurgisch wie auch konservativ. Viele unserer Patient*innen begleiten wir über längere Zeit. Wir diagnostizieren, behandeln und sorgen nach. Ebenso fasziniert mich die technische Entwicklung in diesem Fach.
Inwiefern?
In der Urologie gibt es immer wieder neue technische Hilfsmittel. Am bekanntesten ist sicher der Operationsroboter, der aus der Urologie seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken ist. Damit sind schwierige Operationen minimalinvasiv mit einer hohen Reproduzierbarkeit möglich, wovon die Patient*innen profitieren bei Prostata-, Blasen- und Niereneingriffen. Aber auch andere technische Geräte begleiten uns im Alltag: Ultraschalldiagnostik in der Sprechstunde, Lasergeräte zur Behandlung von Nierensteinen, Wasserdampf zur Prostataablation oder Zielgeräte zur Biopsie der Prostata.
Stimmt es, dass die Urologie auf Männergesundheit spezialisiert ist?
Wir sind für viele Themen der Männergesundheit die Spezialisten, doch gehören auch die meisten Erkrankungen der Harnwege in unseren Kompetenzbereich. Und dies bei Frauen und Männern. Somit betreuen wir auch viele Frauen mit Harnwegsinfekten, Tumoren an Niere und Blase sowie angeborenen oder erworbenen Fehlbildungen des Harntraktes. Beim Mann gehören auch die Geschlechtsorgane zu unserem Fachgebiet.
Seid ihr ein reines Männerteam?
Nein, die Feminisierung der Medizin hat auch die Urologie erfasst. Unser fixes Kader beinhaltet zwei Frauen. Zusätzlich ist meistens eine unserer beiden Weitertbildungsstellen durch eine Ärztin besetzt. Die Frauen geniessen auch bei den männlichen Patienten eine hohe Akzeptanz und sind hervorragende Urologinnen.
Aus dir ist ein Urologe geworden. Was war dein Traumberuf als Kind?
Ich wollte immer Pilot werden, bis ich im Gymnasium plötzlich eine Brille benötigte. Das verhinderte damals die fliegerische Vorschulung. Danach liebäugelte ich mit einer Karriere im Sport. Erst nach der Matur wuchs der Gedanke an ein Medizinstudium. Danach nahm alles so seinen Lauf.