«Damit Ihr Kind auch morgen noch einen Kinderarzt hat»

Der Berufsverband der Kinderärzte startet eine Kampagne – um das Personal zu mobilisieren und die Öffentlichkeit für den besorgniserregenden Zustand der Pädiatrie zu sensibilisieren.

, 20. Juni 2025 um 02:59
image
Symbolbild: Ortopediatri Çocuk Ortopedi Akademisi / Unsplash.
Mit dem Slogan «Damit Ihr Kind auch morgen noch einen Kinderarzt hat» will Kinderärzte Schweiz die Fachleute und eigenen Mitglieder mobilisieren und Eltern sowie Politiker alarmieren. Der Berufsverband hat dazu einen «Werkzeugkasten» aufgeschaltet, mit dem man eigene Aktionen oder Aufrufe streuen kann.
Die Kinder- und Jugendmedizin stehe unter zunehmendem Druck, stellt der Berufsverband fest. Die Eltern haben Schwierigkeiten, für ihr Kind einen Platz in einer Kinderarztpraxis zu finden. Spezialisten sind rar, und wer praktiziert, wird von den administrativen Aufgaben überrollt. Hinzu kommen Versorgungsschwierigkeiten, etwa Impfstoff- oder Medikamentenengpässe. Schliesslich versetzen die jüngsten Streitigkeiten mit den Versicherungen über die Notfalltarife dem Berufsstand einen weiteren Schlag.

Eine ganze Generation auf dem Absprung

Das Durchschnittsalter der Kinderärzte liegt bei über 50 Jahren – und in den nächsten zehn Jahren werden voraussichtlich fast 40 Prozent von ihnen in den Ruhestand gehen. Die Attraktivität des Berufs und die Ausbildung neuer Spezialisten sind daher ein wesentlicher Faktor, um die Gesundheitsversorgung von morgen zu gewährleisten. Dies sei umso wichtiger, als sich die Mentalität der Menschen ändert: Ärzte streben nach einem besseren Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben, und Teilzeitarbeit wird immer häufiger.

Weniger Papierkram, mehr Pflege

Der Berufsverband fordert nun seine Kollegen auf, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, indem sie zum Beispiel Bildmaterial in Wartezimmern aushängen. Er ermutigt auch dazu, Informationen über die eigene Website und in sozialen Netzwerken zu teilen.
Ausserdem stellt Kinderärzte Schweiz ein Dokument zur Verfügung, in dem die Forderungen der Organisation zusammengefasst sind.
Die Kinderärzte fordern auch Sofortmassnahmen, unter anderem eine Verringerung des Verwaltungs- und Dokumentationsaufwands, die Verlängerung der Frist für die Ausstellung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung auf mindestens drei Tage oder die Abschaffung der Pflicht zur Vorlage eines ärztlichen Krankenscheins für Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten.
  • Der Verein stellt Fachleuten verschiedene Hilfsmittel (Poster, Formulare usw.) zur Verfügung, die hier erhältlich sind.

  • Pädiatrie
  • Kinderärzte
  • fachkräftemangel
  • ärztemangel
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Urschweiz: Fusion bei den Kantonsärzten

Weil sich kaum noch Ärzte für die Aufgaben finden lassen, vereinigen Nidwalden, Obwalden und Uri nun den kantonsärztlichen Dienst.

image

«Temporärvermittler müssen derzeit als Sündenböcke herhalten»

Der kollektive Verzicht auf Temporärpersonal mache wenig Sinn, sagt Florian Liberatore von der ZHAW. Er vermutet hinter dem Schritt strategische Motive.

image

OKS: Sebastian Kerzel wird Mitglied der Spitalleitung

Der Experte für pädiatrische Pneumologie und Allergologie wechselt aus Regensburg nach St. Gallen und wird Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin.

image

Die Schweiz ist mehr denn je von ausländischen Ärzten abhängig

Der Anteil der hier berufstätigen Ärztinnen und Ärzte mit ausländischem Diplom nähert sich der Hälfte des Bestandes.

image

«Immer noch zu wenig Ärzte», findet die FMH

Innert Jahresfrist stieg die Zahl der Ärzte um 1500. Das sei «viel zu gering», kommentiert die Ärztevereinigung.

image

Pflege im Fokus: Zentralschweizer Spitäler starten Video-Kampagne

Die Spitäler der Zentralschweiz lancieren eine Video-Kampagne, in der Pflegende selbst Regie führen.

Vom gleichen Autor

image

Das Réseau de l'Arc erreichte kleinen Gewinn

Das integrierte Versorgungsnetz im Jura meldet spürbar wachsende Patienten- und Mitgliederzahlen.

image

Der SBK und seine Partner gründen «Alliance care»

Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner sowie mehrere Partnerorganisationen aus dem Pflegebereich haben sich zur Dachorganisation «Alliance care» vereint.

image

Das Wallis sucht seine Kantonspflegefachperson

Die Funktion der Kantons-'Nurse' gibt es inzwischen viermal in der Schweiz, in Genf wird darüber debattiert. Und das Wallis befindet sich in der Rekrutierungsphase.